"Ich habe dich bei deinem Namen gerufen …"
Dieser Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja findet sich auf einer Stele an der jetzigen Obdachlosen-Grabstätte – nun gibt es einen zusätzlichen neuen Bestattungs-Ort.
"Wer im Leben keine Spuren hinterlassen hat, muss nicht spurlos von der Erde verschwinden." Mit diesem Motiv schlossen sich 1997 Frauen und Männer der katholischen und evangelischen Kirchen Kölns sowie der Hilfsorganisationen für wohnungslose Menschen zusammen. Seither setzt sich die Initiative ein gegen eine anonyme Beisetzung ohne dass die Verstorbenen das zu Lebzeiten gewünscht hätten. Inzwischen sind auf dem ersten großen Grabfeld 304 Urnen bestattet, nun braucht es ein neues:
Ein imposantes Kreuz ist Wahrzeichen der neuen Grabstelle, dort wurden bis 1974 die Ordensschwestern bestattet, die im "Severinsklösterchen", dem Krankenhaus der Augustinerinnen, gelebt und gearbeitet haben. Nach 1974 war die Grabstätte eine "Anbetungsstätte".
Der Weg zur neuen Obdachlosengrabstätte war nicht einfach. Schon 2005 gab es seitens der Initiative erste – vergebliche – Anstrengungen, mit der Stadt zu einer neuen Vereinbarung zu kommen. Umso erfreulicher war die spätere Unterstützung des Anliegens durch die Friedhofsverwaltung, das Engagement der Bodendenkmalpflege und des Amtsleiters des Grünflächenamtes Herrn Kaune.
Mit der Zusage der Nutzung durch die Initiative konnte die Restaurierung des Kreuzes in Angriff genommen werden.Die aufwendige Maßnahme wurde dankenswerterweise von der Stadt finanziert. Die Steinmetzfirma Walk – schon immer der Obdachlosenbestattung verbunden – hat sich der Reinigung und Restaurierung des Kreuzes angenommen.
Überprüft wurde bei dieser Gelegenheit auch, ob es noch Überreste der vormaligen Bestattungen gibt. "Sie sind im wahrsten Wortsinn zu Erde, zu Staub geworden" sagt Bestatter Thomas Kremer, Mitglied und Initiator der Initiative für würdige Bestattung obdachloser Menschen.