ABBILD oder SINNBILD
Advent 2018
Das erwartete Krippenbild mit Figuren in der uns so bekannten Darstellung nach dem Lukas-Evangelium wird hier entfremdet und nur noch wenige, einzelne Bestandteile sind stellvertretend vorhanden, freilich in einem unerwarteten Maßstab. Diese Figuren, einzeln betrachtet, können als Abbild wahrgenommen werden – oder als Sinnbild, wenn man die Darstellung in eine Beziehung setzt. In diese Beziehung kann ich (der Betrachter) mein Blickfeld mit einbeziehen oder gar meine Gedanken und mich selber in das Bild mit hineinnehmen und somit ein Sinn-Bild entwickeln oder ableiten.
Die Geburt Jesu nach Lukas 2,6-20
6 In jenen Tagen kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, 10 der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade. 15 Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. 16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. 17 Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. 18 Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. 19 Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. 20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Einige kurze Gedankensplitter:
Das Schaf steht hier in seiner Übergröße für eine ganze Herde Die Form kommt mir bekannt vor. Und doch ist es irgendwie fremd. Wie fremd sind mir manchmal die so eng Vertrauten um mich herum? Wie vertraut lasse ich Fremde an mich heran? Das Schaf ist allein – doch nur scheinbar, denn der Hirte bin jetzt ich, hier am Feldrand stehend.
Das Feld kann ich in zwölf Schritten umschreiten und ich habe von jeder Seite einen anderen Blick auf die „Herde“. Folge ich dem Blick des Schafes, liegt Bethlehem nicht fern, was liegt in den anderen Himmelsrichtungen?
Das Heer der Engel verkündet und verherrlicht mir etwas, von oben herab, ich muss schon den Kopf in den Nacken legen. Und doch erkenne ich sie nicht, vielleicht habe ich eine Ahnung, kann es aber nicht fassen.
Von welcher Richtung her mag ein Engel mir das nächste Mal begegnen?
Bethlehem ist meine Stadt, meine Heimat. Durch die engen Gassen, zwischen Häusern und Ställen, Werkstätten und Läden gehe ich Treppen und Rampen hinauf und hinab. Mein Blick geht hinüber auf die andere Seite des Tales im Süden der Altstadt. Die Altstadt liegt jetzt in meinem Rücken, wo auch die Geburtskirche steht. Die einzige einigermaßen ebene Straße, die Sternengasse führt dort hin. Ach siehe mal da unten, der Stall ist ja wieder bewohnt. Der war doch so lange leer und jetzt auf einmal so strahlend hell. Ist es das, wo diese Tage alle von erzählen? Und das in meiner Stadt, wo wir doch nur einfache, arme Leute sind. Ich fass es nicht, dass wir so viel Beachtung kriegen. WARUM?
Sind wir die Menschen seiner Gnade? Was bedeutet das wohl? Meine Familie, meine Nachbarn und selbst die wenigen Tagelöhner, wir kommen alle gut miteinander aus, wir schätzen uns und kleine Streitereien werden schnell beigelegt, da halten wir zusammen. Ich finde es recht friedlich hier und das soll auch so bleiben, da sorgen schon unsere Ältesten für. Das habe ich gelernt: Achtung vor den Älteren haben und mit der Familie zusammenhalten. Die Gemeinschaft bin ich und die Anderen. Wir leben gut miteinander und lassen uns in Frieden.