Auf Anregung von Dr. Martin Seidler (Kunstkommission des Erzbistums Köln) entstand im Jahr 1992 der Plan zur Einrichtung einer gesicherten Vitrine im Chorraum von St. Paul, um dort die wichtigsten Stücke des Kirchen-schatzes zu präsentieren.
Erst 2007 wurde ein solches Armarium verwirklicht. Zuvor hatte der Verfasser dieses Textes nicht genutzte Vitrinen im Lager des Erzbistums in Brühl entdeckt. Das Erzbistum stellte eine Wandvitrine mit Innen-beleuchtung kostenlos zur Verfügung.
Es musste aber noch für die notwendige Sicherheit gesorgt werden.
Hier bot sich nun die Möglichkeit, das kunstvolle schmiedeeiserne Gitter aus der Paulus-Melchers-Kapelle zu verwenden, das dort ohnehin einen mehr dekorativen als praktischen Zweck erfüllte. Zudem ist auf historischen Fotografien erkennbar, dass dieses Gitter ursprünglich genau dort montiert war, wo es sich auch jetzt wieder befindet. Es war erst wenige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vom Architekten der Kirche, Stephan Mattar, entworfen und am Durchgang zur Paulus-Melchers-Kapelle angebracht worden. Somit konnte man die Kapelle für Beter werktags offen halten und gleichzeitig einen Blick in den Kirchenraum und insbesondere auf den damals neuen Hochaltar gewähren. Doch schon vor der Vermauerung des Durchgangs 1965 hatte man das Gitter in die Kapelle versetzt.
Die für das Armarium erforderlichen Restaurierungs- und Montagearbeiten wurden durch einen Zuschuss des Erzbistums Köln und private Spenden ermöglicht und von der Kunstschmiede Sebastian Hoppen aus Leubsdorf am Rhein ausgeführt. Diese Kunstschmiede hatte zuvor bereits das große Gitter unter der Orgelempore angefertigt.
In der Vitrine ist unten eine vergoldete Pollengarnitur (Messkännchen für Wein und Wasser) für Festtage (1897) und ein zierliches dreiteiliges Ölgefäß in Silber (1906) von dem Kölner Goldschmied Alois Kreiten zu sehen.
Auf der Stufe dahinter steht ein prächtiges neugotisches Ziborium (Speisekelch) von dem Kölner Goldschmied Heinrich Birgel, das 1908 von einer Frau Peters gestiftet wurde. Auf dem gravierten Fuß sind sechs Emailmedaillons mit Heiligendarstellungen angebracht, und in der Deckelspitze stehen sechs Heiligenfigürchen.
Das älteste Stück des Kirchenschatzes ist ein Altarkreuz aus schwarz gebeiztem Blutahorn mit Schildpatteinlagen und einem äußerst qualitätsvollen Elfenbeinkorpus. Ein Silberschildchen auf der Rückseite mit der Gravur: "1864-1889“ lässt vermuten, dass dies ursprünglich das Geschenk zu einem silbernen Priesterjubiläum war.
Prunkstück und Mittelpunkt der Vitrine ist jedoch die 1908 in der Kölner Werkstatt Gabriel Hermeling entstandene neugotische Monstranz. Sie wurde von einer nicht näher bekannten Frau Schiffer gestiftet und empfindet in ihrer Spitze die ursprüngliche Turmform von St. Paul mit dem dreispitzigen Turmhelm nach. Darin steht die Himmelskönigin, von zwei Engeln begleitet. Ihr Strahlenkranz sowie die Engelsflügel bestehen aus Fensteremail. Rechts und links der zentralen Custodia, die das Allerheiligste aufnimmt, stehen der hl. Paulus und die hl. Katharina von Alexandrien. Neben verschiedenen anderen Edelsteinen wird die Monstranz von zahlreichen Diamanten im Rosenschliff geziert.
Martin von Bongardt (2007)