Die Details der Darstellung sind sorgfältig, ja raffiniert ausgearbeitet, was nicht untypisch für den manierierten Stil der Zeit ist. Sie geben einen Einblick in die Lebenswelt des 16. Jahrhunderts: Hinten links können wir einen Blick in die Küche werfen, in der die Speisen zubereitet werden. Das Tischtuch wurde wohl gerade eben erst aus dem Schrank genommen, wie man an den Falten sieht.
Die Halbkuppel des Abendmahlsaales greift geschickt die obere Rundung des Rahmens auf. Damit verbindet der Maler den Bildinhalt mit der äußeren Begrenzung des Gemäldes, die gleichsam zum geöffneten Fenster wird.
Die Abendmahldarstellung ist aber auch theologisch exakt komponiert. Über der Szene ist Moses zu sehen mit den beiden Steintafeln, die den Dekalog enthalten. Der Maler indessen beschränkt sich mit den leuchtenden hebräischen Buchstaben auf zwei zentrale Gebote: das der Gottes- und das der Nächstenliebe. Der Blick des Mose und die Worte der Tafeln sind ganz auf die Abendmahlszene ausgerichtet.
Dort gruppieren sich die Jünger um Jesus herum. Nur einer von ihnen sitzt isoliert von den anderen: Judas, der Verräter. Er ist markant ausgeführt, mit dem Messer in der Rechten, den roten Haaren und dem Geldbeutel am Gürtel. Sein Fuß berührt ein Gefäß, dessen Füße mit (Teufels?-)Krallen verziert sind. Wie viele der anderen Jünger schaut Judas auf Jesus, und dessen Blick geht zu Judas, eine Szene von unglaublicher Spannung.
Ganz im Gegensatz dazu scheint Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, fast schlafend auf dessen Knie zu ruhen. Und dann ist da noch der Jünger ganz links, der als einziger den Betrachter anschaut und so gleichsam ins Bild hineinziehen möchte, einlädt zur Begegnung mit Jesus. "Das Geschehen am Abendmahltisch erscheint mir sehr aktuell: Treue und Verrat, Anspannung und Ruhe, Gottesnähe und Gottesferne." (Johannes Quirl)
Auf den beiden Flügeln links und rechts sind passend dazu die Manna-Lese sowie Begegnung von Melchisedek und Abraham dargestellt. Diese beiden alttestamentarischen Szenen stehen zum Abendmahl in unmittelbarem inhaltlichen Bezug.