Es spielt einmal wöchentlich im gottesdienstlichen Geschehen der Pfarrkirche ein wichtige Rolle, wenn es u.a. mit dem sog. Severinusstab ausgestellt wird; am Ende einer Messe ziehen die Gläubigen dann in einer kleinen Prozession, bei der man auch den Severinusschrein unterschreitet, am Hörnchen vorbei.
Belege hierfür sind bereits für das Mittelalter vorhanden. Die sog. "Hörnchensmess" zeugt noch heute von einer lebendigen Tradition, auch wenn sich die Inhalte dieser Form von Reliquienverehrung stark verändert haben.
Als Reliquiar ist das "Hörnchen" ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Objekt: Das herkömmliche Attribut des hl. Kornelius – zusammen mit dem hl. Cyprian Kompatron von St. Severin – ist das Horn. Dies ist auf die volksetymologische Ableitung des Namens "Cornelius" von lateinisch "cornu" (Horn) zurückzuführen. Deshalb weist etwa das Wappen des Aachener Stadtteils Kornelimünster ein Horn im Wappen auf, sah man den hl. Kornelius als Patron des "Hornviehs" an und gab Reliquien des Heiligen in ein Jagd- oder Trinkhorn, welches somit in Zweitverwendung als Reliquiar dient.
Bei dem nur 28 cm breiten Korneliushorn aus St. Severin handelt es sich ursprünglich um ein Büffelhorn, welches in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts oder erst im 15. Jahrhunderts eine Montierung erhielt. Auffällig sind die 23 teils doppelt vorkommenden Wappenschilde, die darauf schließen lassen, dass das Horn nicht aus dem Rheinland, ziemlich sicher aber aus adeligem Besitz stammt und als Signalhorn bei der Jagd oder als prunkvolles Trinkgefäß diente. Auf seine Herrichtung als Reliquiar um 1500 deutet der silberne Gitterrost an der Mündung. In dieser Zeit könnten aufgrund der Schriftdatierung der beiliegenden Cedulae (kleine Zettelchen aus Pergament oder Papier, welche die Reliquien bezeichnen) auch die heute noch enthaltenen Reliquien eingebracht worden sein, darunter auch solche der heiligen Hubert, Servatius, Elisabeth sowie des hl. Severin (erst 1829 hinzugegeben) und der 11.000 Jungfrauen. Gerade die letztgenannten Reliquien der Kölner Stadtpatrone deuten darauf hin, dass das Horn seine Zweitverwendung in Köln und womöglich am Stift St. Severin erhielt, wo es seit 1645 auch in den Schriftquellen nachweisbar ist.
Aus heutiger Sicht ist gewiss ungewöhnlich, dass ein solches Trink- oder Jagdhorn sekundär als Reliquiar genutzt wird. Das "Hörnchen" aus St. Severin ist jedoch ein seltener gegenständlicher Beleg für eine in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Testamenten immer wieder anzutreffende Praxis:
Nicht nur genuin kirchliche Geräte, Paramente oder Gemälde, sondern auch profanen Schmuck, wertvollen Hausrat oder Alltagsgegenstände stiftete man für den kirchlichen Gebrauch. Damit zeugt auch das Kölner Korneliushorn von der üppigen Stiftungstätigkeit des ausgehenden Mittelalters und von längst vergangenen, uns bisweilen fremd erscheinenden Frömmigkeitsvorstellungen.