Ein Ehepaar aus der Gemeinde St. Severin sagt dazu:
Keine Trauung ohne das Ja-Wort. Oder doch? Das Ja impliziert das Nein. Die Entscheidung für das Ja ist gleichzeitig die Entscheidung gegen das Nein. In unserer Ehe hatten und haben wir immer wieder Krisen. Äußere Umstände, unerfüllte Wünsche, unterschiedliche Bedürfnisse ließen Krisen entstehen. Gemeinsam entdeckten wir die Gewaltfreie Kommunikation*.
Verbindend für uns beide war die Erkenntnis, wie wichtig eine achtsame Sprache, wie entscheidend die Wahl der "richtigen" Wörter ist. Doch noch vor den Wörtern steht das Bewusstsein für die eigenen Gefühle, die eigenen Bedürfnisse, mit denen erst die für einen selber stimmigen Fragen und Bitten formuliert werden können. Als Antwort ist nicht nur das erwünschte Ja, sondern auch das abweisende Nein möglich. Denn das ehrliche Nein ist ein Ja zum eigenen Standpunkt und damit auch ein respektvolles Ja zum Gegenüber. So ist jede Begegnung mit dem anderen auch eine Begegnung mit sich selbst.
Gottes geschenktes Ja im Ehesakrament, unser gegenseitiges Ja während der Trauung und die vielen Jas im Laufe der Zeit – sie alle gemeinsam tragen uns im Alltag. Und wenn dann doch wieder "ein Wort das andere" ergibt, dann bedarf es der Kunst, der Übung, der Erinnerung, die Gesprächsbereitschaft des Gegenübers erst zu erfragen. Und ein mögliches einwilligendes Ja bereitet dann wieder den Weg der verbindenden Offenheit.
Darüber hinaus gibt es in unserer Ehe eine ganze Menge wichtiger Wörter: Die liebevollen Kosenamen verbinden das Jetzt mit Erinnerungen an unser erstes Verliebtsein, klammern unsere gemeinsame Zeit sozusagen in einem einzigen Liebeswort zusammen. Und da sind die Namen unserer Kinder: Diese wichtigen Wörter, frei und gemeinsam gewählt, immer und immer wieder gebraucht, im Wortschatz tief verankert – sie verbinden uns täglich miteinander. Darüber hinaus haben wir in unterschiedlichen Phasen unserer Ehe auch "Code"-Wörter benutzt. Zum Beispiel "Pusteblume" – ach, das Gesagte war nicht so gemeint, hab Dich lieb, lass uns nochmal neu versuchen. "Klangpröbchen" – also, der Tonfall war nun gerade gar nicht nach meinem Geschmack, bitte sag mir das doch freundlicher. Diese "Code"-Wörter können wahre Türöffnerinnen und Brückenbauer sein.