Gibt es für Dich so etwas wie ein Geländer, an dem Du Dich orientieren kannst?
In der Ausbildung sind uns Orientierungspunkte an die Hand gegeben worden, die uns durch einen Einsatz geleiten können. Im Mittelpunkt steht mein Gegenüber, ein Mensch in einer Krisensituation. Ich versuche, mich in den anderen „hineinzufühlen“, mit ihm auszuhalten und sein Befinden zu verbessern. Zum Beispiel gebe ich durch Informationen Orientierung, rege zu eigenen Handlungen an und trage so zur Stabilisierung bei. Ich hole den Verstorbenen in die Mitte, lasse mir ein Bild zeigen, zünde eine Kerze an.
Und ich öffne Perspektiven für den Alltag … Wer muss informiert werden, wir tätigen gemeinsam einen Anruf … , klären, wer die weitere Begleitung übernehmen kann.
Gibt es überhaupt die "richtigen" Worte?
Ja, ich denke schon, so wie es auch unpassende Worte gibt. Aber es müssen nicht immer Worte angebracht sein, manchmal sind es auch Gesten oder
gemeinsames Schweigen.
Wo holst Du Dir selber die Kraft für diese Arbeit?
Um Kraft zu schöpfen ist es wichtig, nach einem belastenden Einsatz sich etwas Gutes zu tun und die Sinne zu entspannen. Ich gehe gern auf lange Wanderungen und genieße die Natur.
Aber auch der Einsatz selbst kann eine Kraftquelle sein.
In meinem Leben gibt es eine Fülle von Erfahrungen und Begegnungen, froh machende und schmerzliche, die mich geprägt haben. Daraus kann ich schöpfen. Es ist eine Fülle von Alltäglichem (Linsen), Besonderem (rote Samen) und Kostbarem (Perlen). Symbolisch für die Grundlage der Fülle ist auf dem Bild die Jakobsmuschel, weil ich als Suchende auf dem Weg bin. Die Grundlage ist meine tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben, die verbunden ist mit der österlichen Hoffnung.
Wer voller Hoffnung ist, kann mit Menschen Krisenmomente aushalten … dabei geht es oft nicht um konkrete Worte … manchmal fehlen sie gar nicht.