Lieber etwas später richtig aufhören als zu früh und dann nur halbherzig – findet Eva W. (25 Jahre)
Ende letzten Jahres habe ich nach über sechs Jahren meine Studienstadt Osnabrück verlassen und bin wieder zurück nach Köln gezogen. Das vergangene Jahr war somit geprägt vom Verabschieden und Aufhören. Ich habe aufgehört zu arbeiten, ich habe als Ehrenamtliche in einem Projekt aufgehört, welches mir sehr am Herzen lag, und meine Zeit als Studentin in Osnabrück hat aufgehört. Ich musste mich von meiner WG und dem selbstverwalteten Hof verabschieden, auf dem ich die meiste Zeit gewohnt habe. Der Ort bedeutet mir sehr viel und der Umzugstag war sehr emotional. Das hat auch ein Huhn mitbekommen und wäre am liebsten mit umgezogen.
Anders als viele andere junge Menschen habe ich mich nach meinem Abschluss erst mal dazu entschieden, noch ein weiteres Jahr in meiner Studienstadt zu bleiben, um dort meinen Berufseinstieg zu wagen. Ein Umzug hätte sich zu dem Zeitpunkt für mich nicht richtig und vor allem fremdbestimmt angefühlt. Es hätte sich nach "weil man das eben so macht" angefühlt.
Die Entscheidung hatte auch damit zu tun, dass ich das Gewohnte, meine Komfort-Zone noch nicht verlassen wollte. Meine Studienzeit sollte noch nicht aufhören. Ich war noch nicht bereit, das alles aufzugeben. Dieses eine Jahr hat mir die Möglichkeit gegeben, mich auf den Umbruch und den Abschied vorzubereiten.. Ich konnte dadurch das Aufhören aktiv und selbstbestimmt gestalten und einen klareren Schlussstrich ziehen. Vor allem die letzten Monate waren eine intensive, teilweise traurige, aber auch schöne Zeit. Gerade aus dieser Zeit nehme ich viele wichtige Erinnerungen mit. Ich habe alltägliche Begegnungen viel bewusster wahrgenommen und wertgeschätzt, weil mir das bevorstehende Ende klar war. Diese Zeit und Erfahrungen hätte ich so nicht gehabt, wäre ich bereits ein Jahr früher und ohne viel Vorbereitung aufgebrochen.
Aufhören ist nicht leicht und tut oft weh, aber wenn man sich bewusst dafür entscheidet und einen guten Abschluss findet, dann kann Aufhören etwas Befreiendes sein. Und dann fällt auch ein neuer Anfang leichter.