Mateo O. (26 Jahre) lässt uns teilhaben an seinem sehr bewegten beruflichen Lebensweg, immer wieder hat er spontan ausgetretene Pfade verlassen und mutig Neues gewagt.
Ich konnte in meinem Leben Menschen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten und Kulturen kennenlernen, die meist verschiedene Berufe ausübten. Dadurch blieb mein Geist offen für alle möglichen Ansichten und Lebenswege.
Aufhören fing bei mir schon in der Schulzeit an. Mit 17 Jahren habe ich die Schule kurz vor dem Abitur abgebrochen, um Fußballprofi zu werden. Nach einem Jahr harten Trainings und zwei Operationen am linken Bein, verstand ich dies als Zeichen, andere Wege einzuschlagen. Also arbeitete ich einfach in dem Beruf der mir zuflog: als Security.
Nach ein paar Monaten war mir das genug, und ich begann eine schulische Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondent. Als mir klar wurde, dass ich anschließend als Bürofachkraft Briefe in vier Sprachen über acht Stunden am Tag verfassen und weiterleiten würde, entschloss ich mich, nicht weiter aus dem Klassenzimmerfenster herauszuschauen, sondern die Sache zu beenden.
Zwischen dieser Geschichte und heute liegen sieben Jahre – mit Jobs als Kellner, als Maskottchen, als Vertriebler von Kassensystemen, Lieferant von Nahrungsmitteln und einem Job als Messearbeiter (Aufbau und Promotion), den ich 2020 coronabedingt beenden musste.
Zum Glück bekam ich in dieser schwierigen Zeit ein Angebot als Pflegeassistent für einen jungen Mann im Rollstuhl. Die Bezahlung war gut ebenso wie die Tat. Was anfangs toll war, einem Menschen zu helfen, gute Gespräche zu führen und zu motivieren, wurde im Laufe des zweiten Jahres zu einer Belastung, die nur durch emotionale Distanz ertragbar war. Die Einblicke in ein Leben voller Tragödien, färbte ab, was schlussendlich mein Beweggrund war zu kündigen.
Danach war ich auf der Suche nach Arbeit auf dem Bau, als Ausgleich zu den Jahren als Pfleger. Da wurde mir aus heiterem Himmel eine Ausbildung zum Stuckateur angeboten. Ohne genau zu wissen was ich dort lerne und ohne nachzuschauen was auf mich zukommt, habe ich zugesagt. In dem Moment fühlte es sich wie Gottes Plan an.
Jetzt bin ich im siebten Monat der Ausbildung und habe schon Höhen und Tiefen erlebt. Das Umfeld im Handwerk war eine erhebliche Umstellung, ebenso wie der Umgang und der grobe Sprachgebrauch untereinander.
Ich komme aus dem guten Mittelstand, spreche vier Sprachen, lese Bücher von Geisteswissenschaft bis Finanzliteratur. Als mein Meister mich ein Buch lesen sah, sagte er mir, dass es unerwünscht sei hier auf der Baustelle. Trotzdem gehe ich gerne dorthin, mein Glaube hilft mir dabei, meine Nächsten zu achten.
Mit den Händen und Füßen zu arbeiten ist eine tolle Sache: Spachteln, Stuck ziehen, Verputzen, Trockenbau … Heutzutage liegt es nahe, gemütlich zu leben – mit Handy, Laptop und Lieferdiensten ist alles einfacher geworden, nur nicht die Arbeit im Handwerk.
Ich werde sehen wo der Weg mich hinführt.