Freundschaften können aufhören

"Ich treffe keine Entscheidung, bevor ich sie nicht mit dir besprochen habe", sagte die langjährige Freundin, mit der ich viele Jahre regelmäßig gewalkt bin, dabei alle Themen des Lebens in großem gegenseitigem Vertrauen bedacht habe. Gegenseitige Einladungen mit oder ohne Partner, Konzertbesuche, Wanderurlaube, Wochenendreisen ... die Freundschaft war fester und wichtiger Bestandteil meines Lebens.

Und dann kommt ohne Vorwarnung die Mitteilung der inzwischen seit einer Weile alleinlebenden Freundin, dass sie nach Süddeutschland zieht. Ich erfahre keinen Grund. Ein letztes Mal gehen wir miteinander essen, ich bin sprachlos im wahren Wortsinn.

Natürlich bin ich eingeladen, sie zu besuchen, es gibt einen kurzen Mail- und einen Telefonkontakt … und dann ist Stille. Mails, Anrufe und ein Brief bleiben unbeantwortet.

Nach einer Weile entscheide ich mich, meinerseits einen Schlusspunkt zu setzen. Ich schreibe einen Brief, in dem ich mich für die guten gemeinsamen Jahre bedanke, das mir unverständliche Ende bedauere, es akzeptiere und gute Wünsche für sie ausspreche.     

"Es war ein schleichender Prozess", sagt Eva (Name von der Red. geändert). "Ich kannte Sabine schon aus der Schulzeit, später haben wir zeitweilig in der gleichen Firma gearbeitet, danach verloren wir uns aus den Augen, aber wir freuten uns, als wir plötzlich wieder zueinander fanden. Ich hatte mich inzwischen getrennt, ihr Mann war gestorben. Wir begannen, uns regelmäßig einmal in der Woche zu treffen, tauschten Erfahrungen und Erlebnisse aus, die Verbindung wurde fester Bestandteil meines Lebens. Und dann begann ich, mich in der Arbeit mit Geflüchteten zu engagieren. Sabine reagierte zunächst befremdet und verwundert, dann spürte ich so etwas wie Eifersucht. Ich hätte gern die vielen bereichernden Erfahrungen, die ich im Kontakt mit geflüchteten Menschen gemacht habe, mit ihr geteilt, aber das erwies sich als unmöglich. Sie lehnte geflüchtete Menschen rundheraus ab. Meine Versuche, eine Annäherung der Sichtweisen zu erreichen, scheiterten. So entschied ich mich schließlich, einen Brief zu schreiben, in dem ich mich verabschiedete und unsere Verbindung beendete. Das Aufhören hat mir gutgetan und mich erleichtert. Ein böser Rückantwortbrief von ihr hat mich nicht mehr berührt und blieb unbeantwortet."    

Friedrich (Name von der Redaktion verändert) lernte ich in einer Chorfortbildung kennen und wir Männer hatten von Anfang an ein sehr gutes Verhältnis zueinander mit vielen gemeinsamen Ansichten über "Gott und die Welt". Wir gründeten sogar ein Gesangsensemble und hatten viel Freude daran. 

Ich war bei ihm und seiner Frau zum Essen eingeladen, wir sangen gemeinsam, vieles war stimmig.

Als Corona begann, veränderten sich die Dinge elementar. Er und seine Frau entwickelten eine aus meiner Sicht abstruse Theorie, dass Corona nur erfunden, zu widerlegen wäre und versuchten mich davon zu überzeugen. 

Da ich ihnen weder folgen konnte noch wollte, tat sich bei allen folgenden Treffen immer wieder derselbe Konflikt auf, der zunächst ausgeblendet wurde, dann aber bald zur totalen Entfremdung führte.

Nach längerer Pause stellten wir in einem Telefonat fest, dass es keine Basis für weiteren Kontakt mehr gibt. Ich fand die Entscheidung unausweichlich und gleichzeitig schade ob der vergangenen Nähe. Seit diesem Telefonat gab es keinen Kontakt mehr, und das ist für mich in Ordnung. 

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