Das kann ich tief im Innern spüren …

Begegnung mit Gott in meinem Leben als Benediktinerin

Wenn ich mich frage, wo es in meinem täglichen Leben eine Möglichkeit der Gottesbegegnung geben könnte, fallen mir spontan ganz unterschiedliche Situationen ein.

Zuerst ist da das persönliche und auch das gemeinsame Gebet. Wobei dies aber nicht immer ein Ort der Gottesbegegnung sein muss. Zumindest kann ich das aus meiner eigenen Erfahrung sagen. Manchmal ist es gar nicht so einfach, früh am Morgen in den Laudes (kirchliches Morgengebet) wirklich ganz präsent und offen für Gott zu sein. Die Müdigkeit überwiegt, oder ich bin mit meinen Gedanken schon beim beginnenden Tag. Da fällt es schwer, sich auf das Gebet zu konzentrieren. Doch Gott findet ein Einfallstor, wie er mir zeigen kann, dass er mit mir ist. So kommt mir im Laufe eines Psalms ein Vers entgegen, und gerade dieser Vers trifft mich dann tief in meinem Herzen und schenkt mir Antwort auf eine offene Frage oder eine Lösung für ein Problem. In solchen Momenten ist es für mich eine wirkliche Gottesbegegnung; ich kann spüren, dass er da ist. Ich fühle eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit.

Diese Erfahrung kenne ich auch vom persönlichen Gebet. Ich sitze in der Kirche vor dem Tabernakel, meine Gedanken sind überall, nur nicht beim Gebet. Ich versuche mich immer wieder zurückzuholen. Und dann gibt es den Moment, wo es innerlich in mir ruhig wird, alles andere um mich herum wird nebensächlich. Ich bin ganz präsent und anwesend und Gott auch. Das kann ich tief in meinem Inneren spüren.

Gott darf ich aber nicht nur im Gebet, sondern auch bei der täglichen Arbeit begegnen: Es klingelt an der Klosterpforte; obwohl ich gerade mit etwas anderem beschäftigt bin, eile ich an die Tür und öffne. Zwischen dem Besucher und mir entwickelt sich ein Gespräch. Dabei sagt der Besucher etwas, was bei mir auf "fruchtbaren" Boden fällt – etwas, das mir in meiner momentanen Situation weiterhilft. Ich muss spontan daran denken, was unser Ordensgründer Benedikt in seiner Regel schreibt: Gott kommt mir im Nächsten entgegen, in alltäglichen und nicht in den großen Dingen des Lebens.

Alle diese Momente der Gottesbegegnung haben etwas gemeinsam: Ich muss nur präsent und bereit sein, Gott zu begegnen. Er findet den Weg, wie das geschehen kann. Und ich darf dann spüren: Eine wirkliche innere Ruhe und Zufriedenheit; das ist in solchen Momenten ein großes Geschenk.

Schwester Cornelia (Kloster der Benediktinerinnen Köln-Raderberg)