Kurioses und Überraschendes ...

Ampel_7207 (c) SilviaBins

Zwei "Brave", ein Gedanke

An einem Sonntagabend um 20 Uhr, im Sommer 1975 – ich war noch Ordensschwester – stehe ich an einer großen Kreuzung in Paderborn und warte auf die Grünphase. Zu mir gesellt sich ein Polizist. Weit und breit kein Auto zu sehen, und ich denke bei mir mit einem verstohlenen Blick auf den Polizisten: "Stündest du nicht neben mir, ich hätte schon längst die andere Straßenseite erreicht." Als das rote Ampelmännchen sich absolut nicht in das grüne verwandeln will, spüre ich, dass meine Geduld zu Ende ist, und ich spreche meine Gedanken offen aus: "Wissen Sie, wenn Sie hier nicht stehen würden, hätte ich schon längst die andere Straßenseite erreicht!" Der Polizist daraufhin schmunzelnd: "Schwester, und wenn Sie hier nicht stehen würden, wäre auch ich schon lange drüben." Und so überqueren Polizist und Ordensschwester gemeinsam bei roter Ampel die Straße.  

M.R. 

Vertrauen ehrt

1965, Ferien-Freizeit mit Jugendlichen im Berner Oberland (Schweiz). Tageswanderung über einen breiten Bergrücken von Lauterbrunnen nach Kandersteg. Nach zwei Dritteln der malerischen Wegstrecke kommt uns eine deutsche Familie entgegen. Kurzes Hallo und Austausch über die wunderschöne Wanderroute. "Wir hatten geplant, nur die halbe Strecke zu gehen und dann nach Kandersteg zurückzukehren, weil da unser Auto steht.", so der Familienvater. "Jetzt würden wir gern den ganzen Weg bis Lauterbrunnen gehen und dann mit dem Zug nach Kandersteg zurückfahren, aber es wird zu spät, da fährt kein Zug mehr. Sie machen das Ganze doch sicher in umgekehrter Richtung." Allgemeines Kopfnicken aus unserer Gruppe. Dann, an mich gewandt: "Sie haben doch sicher einen Führerschein. Könnten Sie dann, statt mit dem Zug mit unserem Auto um den Bergrücken herum durch das Tal nach Lauterbrunnen fahren und den Wagen dort am Bahnhof abstellen? Die Autoschlüssel werfen Sie einfach durch den Fensterschlitz." Schon hielt er mir die Schlüssel hin, nannte Autotyp und Kennzeichen und stapfte mit seiner Familie davon. Dann lief alles wie vorausgedacht; Fazit, nicht nur für diese kuriose Begegnung in den Bergen: Vertrauen ehrt – und verpflichtet.  

R.W.

B19A6878 (c) SilviaBins
B19A6876 (c) SilviaBins

Eine sättigende Begegnung – in jeder Hinsicht …

Puh. So grad noch geschafft! Ich falle atemlos auf die Sitze im Zugabteil. 6 Stunden Fahrt liegen vor mir – und ich habe noch nicht einmal geschafft, richtig Proviant zu besorgen. Hab noch schnell die zwei restlichen Äpfel und die drei Tomaten aus der Schale genommen und die Flasche Mineralwasser gegriffen. Aber nichts, was wirklich satt macht, und einen Speisewagen gibt es hier nicht. Na, ich werds schon überstehen. Da geht die Tür zum Abteil auf und eine junge Frau stürmt rein, völlig aus der Puste. Während der Zug anrollt, stößt sie hervor: "Meine Güte, das war knapp. Und ich hab noch nicht mal richtig Verpflegung für die lange Fahrt. Nur Brot und Käse, aber nichts Frisches, nichts zu trinken … gibt’s hier einen Speisewagen?" "Nein", sag ich, "einen Speisewagen gibt’s hier nicht. Aber ich hab frisches Obst und Gemüse und Mineralwasser. Ich hatte auch keine Zeit mehr für richtigen Proviant. Wie wäre es, wenn wir beide teilen, was wir haben – dann werden wir zusammen satt?" Sie strahlt mich an. Wir machen dann ein wunderbares gemeinsames Picknick und verbringen die Fahrt mit bereichernden Gesprächen. Als sie aussteigt, habe ich das Gefühl, eine gute alte Freundin zu verabschieden.    

B.F.