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Eucharistie heißt Danksagung, ist Erinnerung und Feier des Abendmahls. Das um 1550 entstandene Abendmahlsbild des Kölner Malers Barthel Bruyn ist eines der interessantesten und wichtigsten Objekte der Kirchenausstattung von St. Severin.   

Danken lässt tiefer blicken

Es gibt Menschen, die sich auch nach langer Zeit mit großer Detailtreue an Erlebnisse erinnern und sie lebhaft schildern können. Solche Menschen sind wichtig, um prägende Erinnerungen einer Familie im Gedächtnis zu behalten. Man hört gerne zu, wenn sie Erlebnisse aus Kindertagen aufleben lassen oder lebendig von einem verstorbenen Familienmitglied erzählen.
So bleibt Erlebtes im Gedächtnis, und genau das ist von der Wortherkunft her die Bedeutung von Danken: denken an, im Gedächtnis halten.
Wenn wir in alltäglichen Situationen anderen Menschen danken, dann zeigen wir damit: Ich habe wahrgenommen, dass der andere Gutes zum Gelingen einer Situation beigetragen hat. Danken ist also eine Form der Achtsamkeit und der Aufmerksamkeit füreinander. Der Dank tut dem Empfänger gut. Die moderne Psychologie konnte nachweisen, dass soziale Anerkennung wesentlich nachhaltiger Freude und Befriedigung vermittelt als materieller Zugewinn.
Danken hat nicht nur Auswirkung auf den, der den Dank empfängt, sondern auch auf die Beziehung zwischen Geber und Empfänger, kann sie vertiefen oder – wenn ein naheliegender Dank ausbleibt – stören.
Entscheidend ist: Danken verändert auch den, der den Dank ausspricht oder in Gedanken der Dankbarkeit Raum gibt. Eine schöne Begegnung, ein gutes Gespräch, ein gelungener Ausflug, ein Hilfe in schwieriger Situation und vieles mehr wäre schnell vergessen, wenn wir nicht eine Form fänden, es nachklingen zu lassen. Das Danken kann eine solche Form sein, und manchmal braucht es Zeit, bis uns das Erlebte in seinem Wert aufgeht und uns damit wirklich bereichert.

Die Religion bzw. der gelebte Glaube hat dabei eine wichtige Funktion, da Formen des Dankens und Nachklingens hier gepflegt werden, zum Beispiel im persönlichen (Dank-)Gebet am Ende des Tages. Dieses Gebet verändert den, der es betet.
Nicht nur im persönlichen Gebet, auch im gemeinsamen Gottesdienst hat der Rückblick, hat das Innehalten und der Dank einen guten Ort.
Eucharistie, wie wir die Messfeier auch nennen, bedeutet übersetzt nichts anderes als Danksagung. Die Eucharistiefeier ist also nicht zuletzt ein Ritual, um innezuhalten und Dank zu sagen für Gutes, das wir in der vergangenen Woche erfahren haben. Zugleich wird in der Messe gedankt im Sinne von Erinnern. In den biblischen Texten und im Abendmahlsbericht wird an das erinnert, was für uns als Christen Grundlage unseres Glaubens ist.
Auf diese Weise kann uns im Danken etwas bewusst werden – und zwar, dass wir unser Leben nicht uns selbst verdanken, dass wir vieles letztlich nicht "machen" können. Das Danken lässt "tiefer" blicken. Es stellt Beziehung her zu dem, dem wir uns im Gebet anvertrauen.
Wer in der Bibel liest, begegnet auf Schritt und Tritt dem Bewusstsein, dass wir die Schöpfung und unser Leben Gott verdanken. Jesus greift dieses Bewusstsein in seinen Gleichnissen vom Säen und vom Wachsen der Saat immer wieder auf. Das Alte Testament geht so weit zu sagen, dass Gott der eigentliche Eigentümer des Landes ist. Eine Aussage, die zur damaligen Zeit ganz konkrete Auswirkungen auf das Eigentumsrecht hatte.
Heute kann diese Sichtweise den Leser der Bibel aus Routinen und Selbstverständlichkeiten herausholen und mit der Frage konfrontieren: Ist die Nahrung, die wir essen, die Luft, die wir atmen, der Boden, auf dem wir gehen, die Menschen, mit denen wir sprechen – ist das alles so selbstverständlich, wie es uns mit der Zeit wird?
Ist unser Leben nicht reicher und ist es nicht der Realität viel näher, wenn wir all das nicht so selbstverständlich nehmen?

Benedikt Kremp