Heute sprechen wir über die Dankbarkeit und das aus gutem Grund: Die Seniorin erzählt mir, wie dankbar sie ist, dass ihr Menschen aus der Pfarrei bei ihrem Umzug und auch schon in der Zeit davor geholfen haben. Bei allem Schmerz und aller Traurigkeit des Abschiedsnehmens herrscht doch für sie das Gefühl der Dankbarkeit vor.
Dankbarkeit, so stellen wir in unserem Gespräch fest, ist eine Tugend, die uns von Kindesbeinen an mitgegeben wurde. Auf meine Frage, ob Dankbarkeit für sie etwas zu tun hat mit Demut oder, anders ausgedrückt, mit dem Gefühl, sich klein machen zu müssen, antwortet sie sehr bestimmt: "Natürlich hat Dankbarkeit etwas zu tun mit Demut" und erklärt: "Ich bin ja die Beschenkte, aber damit mache ich mich nicht klein, ich bleibe auf Augenhöhe mit dem, der mich beschenkt." Und sie betont, dass sie dem Schenkenden ihre Wertschätzung zeigt, wenn sie dankt.
Brigitte B. bedauert, dass Dankbarkeit oder überhaupt das "Danke sagen" heute nicht mehr so selbstverständlich sind; zumindest scheint es ihr so. Von mir als Leiterin einer Kindertagesstätte will sie wissen, ob das Kindern heute noch vermittelt wird. Das kann ich nachdrücklich bejahen, weil es ein Teil unserer religionspädagogischen Arbeit ist, Dankbarkeit als eine Haltung zu vermitteln, die auch heute noch oder gerade in heutiger Zeit Ausdruck von Wert-Schätzung ist.
Ich selbst bin dankbar für dieses und viele vorangehende Gespräche mit einer lebenserfahrenen und lebensklugen Seniorin.