Bei einem Notfall kommt die Feuerwehr oder die Polizei. Anschließend ist das Leben der Betroffenen völlig verändert. In solchen Situationen können Rettungskräfte die Notfallseelsorge verständigen. Die Redaktion sprach mit Gemeindereferent Michael Meichsner, der seit vielen Jahren als Notfallseelsorger im Erzbistum Köln arbeitet und seit 2009 mit einem evangelischen Kollegen gemeinsam die Einsätze koordiniert und Mitarbeiter betreut.
Wenn jemand tot aufgefunden wurde, eine Todesnachricht überbracht wird oder eine Evakuierung nötig ist, wird die Notfallseelsorge verständigt. "Sie sollten jetzt nicht alleine bleiben...", so leiten die Rettungskräfte oft das Angebot ein, Michael Meichsner oder seine Kollegen zu rufen.
Michael Meichsner erlebt häufig, dass Angehörige während solcher Krisen das Gefühl haben, vor einem tiefen Abgrund zu stehen. "Oft sind die Menschen wie erstarrt, versteinert. Die Notfallseelsorge kann den Menschen helfen, wieder zu sich zu kommen." Wie soll das gehen? "In erster Linie sind die Notfallseelsorger einfach da und gehen auf die ganz grundlegenden Bedürfnisse der Menschen ein." Da Menschen in solchen Momenten selten bewusst ist, was sie brauchen, gehört es zur Arbeit der Notfallseelsorger, dies behutsam zu erfragen. "Möchten Sie sich hinlegen und eine warme Decke haben?" In anderen Fällen tut vielleicht Bewegung gut, um der Anspannung Luft zu machen. Eher selten wird nach Gebeten gefragt, aber natürlich ist das auch möglich. Michael Meichsner hat die Erfahrung gemacht, dass es genau das ist, was Menschen im Notfall hilft: "Da sein und dem Hilfebedürftigen einfühlsam die Hand reichen. Letztendlich kann das jeder Mensch".
Durchschnittlich werden die Notfallseelsorger alle zwei Tage gerufen, in den Jahren davor etwas weniger häufig. Als Gründe des Anstiegs vermutet Michael Meichsner: "Einerseits, weil unser Angebot bei den Rettungsdiensten bekannter geworden ist, andererseits leben Freunde und Familie vielleicht inzwischen in größerer Distanz, und die Nachbarschaft kann das nicht auffangen". Für Michael Meichsner steht fest: "Die Notfallseelsorge ist wertvoll, wie ein Schatz, denn wir Seelsorger müssen nichts verkaufen, keine Beerdigungsleistung oder etwas anderes. Wir dürfen einfach da sein für Menschen in Not. Das bedeutet für mich Christ sein."
Wertvoll ist die Arbeit auch für Michael Meichsner persönlich: "Die Dinge relativieren sich, und ich erfahre immer wieder, wie kostbar das Leben ist."
Das Gespräch mit Michael Meichsner führte Barbara Kruse.