Die Kirche des Täufers Johannes und ihr Taufbecken

Hoch oben über der Severinstraße steht er da, der Täufer Johannes: Den Kirchturm von St. Johann Baptist krönt als Wetterfahne die Gestalt des hl. Johannes des Täufers, namensgebender Patron dieser Kirche. Doch warum ist sie, mehr als tausend Jahre alt und bis zum Jahr 2000 eine der beiden Pfarrkirchen des Severinsviertels, eigentlich Johannes dem Täufer geweiht?

Dr. Joachim Oepen, Mitglied des Kirchenvorstands und Historiker, geht dieser Frage nach und stellt gleichzeitig ein sehr ungewöhnliches Taufbecken vor. 

 

Erwähnt wird das Gotteshaus mit seiner exponierten Lage an der einstigen römischen Straße von Bonn nach Köln, der heutigen Severinstraße, erstmals in einer Urkunde des Jahres 948, doch ist diese Quelle so spärlich, dass man nicht weiß, wie lange die Kirche schon bestand, wie sie aussah, welche Funktion sie hatte – und auch nicht wie es dazu kam, Johannes den Täufer zum Patron der Kirche zu machen. Zur Pfarrkirche entwickelte sich St. Johann wohl erst im Laufe des 11. Jahrhunderts.

Alleine vom Patro­zinium her auf eine Taufkirche zu schließen, wäre fahrlässig und würde auch nicht zu der zunächst noch isolierten Lage – einige hundert Meter von der nächstgelegenen Kirche St. Severin entfernt – passen. So muss denn die Frage unbeantwortet bleiben, wie es zu der ältesten Johanneskirche Kölns kam. Doch erinnert St. Johann Baptist – "Baptista" ist lateinisch für "Täufer" – daran, dass die Verehrung des Täufer Johannes bis an die Ursprünge des Christentum zurückreicht: Bereits im 4. Jahrhundert ist der heutige Johannistag für den 24. Juni belegt; seit dieser Zeit weihte man unzählige Kirchen dem Täufer – oft, aber nicht immer Taufkirchen. "Wo immer die christliche Botschaft verkündet wurde, legte man damit auch den Grund für die Verehrung des Täufers", schreibt der Linzer Theologe Hans Hollerweger. Die bekannteste und wichtigste Johanneskirche dürfte San Giovanni in Laterano in Rom sein, bis heute die offizielle Bischofskirche des Papstes.

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taufbecken baptist (571x1024) (c) SilviaBins

Verweist St. Johann Baptist also schon durch sein Patrozinium auf das Sakrament der Taufe, gilt dies mehr noch für das imposanteste Taufbecken in den fünf Kirchen unserer Kirchengemeinde St. Severin: Mehr als zwei Meter hoch ist das massive, 1566 gestiftete Taufbecken aus Messing.

Seit der Wiedereröffnung von St. Johann Baptist 2009 (nach den Wiederherstellungsarbeiten aufgrund der Beschädigungen durch den U-Bahn-Bau) steht es vor der durchfensterten Südwand, so dass „die Einrichtung des Taufortes am hellsten, lichtesten Ort in der Kirche metaphorische Bedeutung“ (D. Meiering) erhält.

Den schlichten Deckel krönt eine Figur Johannes des Täufers, der in seiner ausgestreckten Hand eine Taufschale hält. Dieser Deckel hat ein solches Gewicht, dass er nur von einem geschmiedeten Schwenkkran aus Eisen bewegt werden kann, wofür der Haltering auf dem Kopf der Johannesfigur notwendig ist.

Gleich mehrfach ist auf dem Taufbecken ein Wappen vertreten, welches zusammen mit einer Inschrift den prominenten Stifter erkennen lässt: Arnold von Siegen (1484-1579), kaiserlicher Rat, Kölns Bürgermeister und Kirchmeister von St. Johann Baptist.

Er ließ seiner Pfarrkirche reiche Stiftungen zukommen an Kirchenausstattung und für den Kirchenbau, aber auch für den Armenfonds, was der heutigen Pfarrcaritas entspricht. An alle diese großzügigen, gewiss auch aus eigenem Repräsentationsbedürfnis getätigten Schenkungen erinnert heute im Kirchenraum alleine noch das Taufbecken.

Hier wurden über mehr als 400 Jahre die Täuflinge der Pfarrgemeinde St. Johann Baptist im Namen des dreifaltigen Gottes getauft und in die Gemeinschaft der Glaubenden aufgenommen, und auch heute noch finden hier gelegentlich Taufen aus dem Umfeld der Jugendkirche – als solche wird St. Johann Baptist seit 2009 genutzt – statt.