Mit 14 Jahren werden Jugendliche religionsmündig. Haben Sie schon einmal einen Jugendlichen gegen den Willen der Eltern getauft?
Einer meiner Neffen, dessen Eltern beide aus der Kirche ausgetreten sind, bat mich eines Tages um die Taufe. Als die Eltern bemerkten, wie intensiv der Junge sich mit dem Glauben auseinandersetzte und wie ernsthaft seine Entscheidung war, standen sie ihm nicht im Wege. Im Gegenteil, sie haben dann einen sehr schönen Rahmen für die Feier geschaffen. Zu Ihrer Frage: Ich würde immer versuchen, sowohl dem Willen der Jugendlichen gerecht zu werden als auch um Verständnis bei den Eltern für die Entscheidung ihres Kindes zu werben.
Wie ist es für Sie, wenn für Verwandte oder Freunde der Familie nicht die Taufe an sich, sondern Fotos oder Videoaufnahmen der Taufe im Vordergrund zu stehen scheinen?
Ich sage im Vorfeld ganz klar, wann fotografiert werden darf und wann nicht. Ich erinnere mich an eine Taufe, wo ein Teilnehmer mich bat: "Herr Kaplan, können Sie bitte das Kind noch einmal taufen, das Blitzlicht hat nicht funktioniert!" Ihm habe ich gerne erklärt, dass es sich bei der Taufe um einen einmaligen Akt handelt. Wenn jemand die Konfession wechselt, wird er übrigens auch nicht ein zweites Mal getauft.
Manche Teilnehmer an Taufen sind sicherlich auch mit den Ritualen wenig vertraut ...
Ja, das ist so, und dann ist es unsere Aufgabe, die Liturgie so zu feiern, dass sie ansprechend ist, die Zeichen der Taufe sprechen zu lassen. Wir müssen das neue Leben und die Bitten, die für den Täufling formuliert werden, miteinander ins Gespräch bringen.
Was ist damit gemeint?
Alles darf und nichts muss ins Wort gesetzt werden; alles, was die Eltern bewegt, soll Raum haben … dass – wenn wir das Leben des Neugeborenen feiern – auch Raum entsteht zum Beispiel für die Trauer um ein gestorbenes Geschwister. Dann gelingt uns etwas sehr Wesentliches.
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Das Gespräch mit Pfarrer Johannes Quirl führte Claudia Pabich.