Feste unterbrechen den Rhythmus der täglichen Arbeit, lassen ausruhen von der alltäglichen Last. Sie sind ein Gegenentwurf zur Alltagswelt. Dies wird deutlich daran, dass bei feierlichen Festen andere Kleidung getragen wird und es reichlich zu essen und zu trinken gibt.
Feste waren in früheren Zeiten immer mit der Erfahrung göttlicher Gegenwart verbunden. Dies ist insofern verständlich, als dass bis in die Spätphase der Industrialisierung arbeitsfreie Zeit nur für religiöse und staatliche Festtage gewährt wurde. An diesen religiösen Tagen verließ das Kultbild seinen angestammten Platz, und die Gottheit wurde in einer Prozession für die Menschen erfahrbar.
Christliche Feste gaben daher neben der sonntäglichen Messfeier dem Arbeitsleben in Europa im Rahmen des Kirchenjahres eine bindende Struktur. Ohne diese Feste wäre der arbeitsintensive Alltag für die Menschen dauerhaft nicht zu ertragen gewesen.
Von Festen heißt es, dass sie begangen werden. Gehen weist auf ein bestimmtes Ziel hin, das erreicht werden soll. Ziel des Festes ist es nach dem griechischen Philosophen Platon, im Rahmen eines Gastmahles andere Menschen über gemeinsame Erinnerungen an der Freude des eigenen Lebens teilhaben zu lassen. Dies ist evident bei Familienfesten und Jubiläen, gilt aber auch für unsere christlichen Feste. Eucharistie ist Gastmahl, Erinnerung an besondere Taten Gottes und Ausdruck der Freude über seine Zuwendung zu uns Menschen.
Die Zeiten haben sich geändert. Christliche Feste sind heute außerhalb des kirchlichen Lebens bedeutungslos geworden. Eine Ausnahme bildet noch Weihnachten trotz allem Konsum, der damit verbunden ist; nicht wenige Menschen nehmen jährlich nur an diesem einen Gottesdienst teil.
Feiertage sind nicht mehr Festtage, sondern Freizeit, die individuell gestaltet werden kann und muss. Der Grund für diesen Wandel liegt darin, dass im Vergleich zur Vergangenheit der Alltag für den modernen Menschen so anders geworden ist, dass er der Erfahrung des Festes als des Anderen, als des Besonderen, als des Gegenweltlichen nicht mehr bedarf. Dies kommt nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass selbst im familiären Rahmen statt von Fest von "Ereignis" oder "Event" die Rede ist.
Es ist zu befürchten, dass die Feier traditioneller christlicher Feste immer weniger das Leben der Menschen in unserer Gesellschaft prägen wird. Kirche wird daher gezwungen sein, zusätzliche Formen zu entwickeln, in denen die Erinnerung an besondere Taten Gottes lebendig bleiben und weitergegeben werden kann, und in denen die Freude daran einen heute verständlichen Ausdruck findet.
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Barthel Schröder