Fest ohne Stress

Weihnachten ist ein ganz besonderes Fest, das nicht selten trotz genau gegenteiliger Erwartungen Stress und Probleme erzeugt. Caudia P. von der Pfarrbriefredaktion sprach über Risiken und Chancen zur Festgestaltung mit Elisabeth Leufgens-Semrau, Mitarbeiterin der katholischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle.

Was empfehlen Sie Eltern bei Überlegungen zur Feier des Weihnachtsfestes?

Gerade das Weihnachtsfest ist emotional besonders besetzt. Familienmitglieder stellen oft hohe und zugleich auch unterschiedliche Erwartungen an das gemeinsame Feiern. Hier kommt es darauf an, Interessen, Wünsche und Bedürfnisse so aufeinander abzustimmen, dass alle einigermaßen damit leben können. Auch Jugendliche schätzen familiäre weihnachtliche Traditionen. Dazu gehört übrigens auch der abendliche Kirchgang. Gerade für Menschen, die den Kontakt zu den Pfarrgemeinden verloren haben, gehört an Weihnachten der Besuch der Christmette oder der Krippenfeier oft einfach dazu.
Manchen älteren Jugendlichen ist es aber auch wichtig, sich dann irgendwann von der Familienfeier zurückziehen zu können. Sie treffen sich an Heiligabend zu späterer Stunde gerne noch mit Freunden.


Was ist für eine Planung hilfreich?

Man kann zum Beispiel überlegen, was an den letzten Weihnachtsfesten besonders gelungen war, welche Traditionen man beibehalten möchte. Es bietet sich aber auch an, Veränderungen Rechnung zu tragen und Neues auszuprobieren: Man kann die Feier für andere öffnen und Freunde oder Nachbarn einladen. Um zu vermeiden, was bei früheren Festen besonders Stress bereitet hat, kann man gemeinsam beschließen, den äußeren Rahmen auf neu aufgetretene Bedürfnisse hin zu ändern: z. B. die Verantwortung für das Essen nicht einem alleine zu übertragen sondern es gemeinsam zuzubereiten.


An Weihnachten verbringen Familien oft sehr viel mehr Stunden oder gar Tage miteinander als im Alltag. Wie kann man einem "Lagerkoller" vorbeugen?

An den Weihnachtstagen kommen oft mehrere Generationen zusammen. Die Großeltern sind zu Besuch, sie können manchmal spannende Geschichten aus früheren Zeiten erzählen. Familien müssen aber auch an Weihnachten nicht ständig zusammenhocken. Einige können sich auf einen Spaziergang begeben, während andere sich mit Gesellschaftsspielen beschäftigen.

IMG_4690 (c) SilviaBins

Gerade wenn Eltern sich getrennt haben, stellt Weihnachten die Familie vor besondere Herausforderungen. Was raten Sie Eltern, die sich getrennt haben?

Das hängt sehr vom Alter der Kinder ab und davon, wie lange die Trennung her ist. Eltern sollten versuchen, Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder zu nehmen. Sie können überlegen, wie sie vor der Trennung Weihnachten gefeiert haben und ob es Traditionen gibt, die sie vielleicht beibehalten können.
Die Kinder sollten – falls möglich – Weihnachten zu beiden Eltern Kontakt haben. Es ist wichtig, dass die Eltern gemeinsam festlegen, welche Zeit das Kind mit jedem Elternteil verbringt. Das ist für Eltern nicht immer einfach, vor allem, wenn ihre Beziehung noch sehr konfliktreich ist. Hier können wir Ratsuchende durch unsere Gespräche in der Beratungsstelle unterstützen.
Wenn die Eltern eine Einigung gefunden haben, ist es gut, wenn sie beide gemeinsam den Kindern ihre Entscheidungen mitteilen.
Es kann Kinder – insbesondere kleinere – entlasten, wenn sie nicht in die Planung einbezogen werden, denn sie möchten sich beiden Eltern gegenüber loyal verhalten

Was sollte man an Weihnachten unbedingt vermeiden?

Auf gar keinen Fall sollte man an diesen Tagen Grundsatzdiskussionen führen. Das erhöht die Spannung, kann das Klima vergiften und gehört während dieser Tage einfach nicht "ins Programm".