Der 19jährige Reza ist vor drei Jahren allein aus Afghanistan geflohen, er lebt in einem Wohnheim. Zu den Fragen, was für ihn fremd ist und wie Vertrautheit wächst, sagt er:
Das Schlimmste war zuerst, dass ich hier ganz alleine ohne meine Familie war, alle eine andere Sprache sprachen. Ich hatte große Angst, die nie verstehen zu können. Fremd war, dass sich hier Behörden und am Anfang auch die Polizei um mich gekümmert haben. Davor mussten wir immer Angst haben. Fremd, aber gut ist, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben hier etwas wählen und mitbestimmen darf.
Gut war gleich am Anfang das Heim, weil da auch andere Flüchtlinge und Deutsche waren. Wir konnten zusammen spielen, fernsehen, haben Ausflüge gemacht ... Mein Betreuer und mein Vormund haben sich um wichtige Dinge für mich gekümmert.
Das Wichtigste ist die Schule: Da bin ich mit Anderen zusammen und kann lernen. Da bleibt viel fremd und schwierig, weil ich nicht alles verstehe, besonders wenn die deutschen Schüler schnell sprechen. Trotzdem stelle ich mich in der Pause zu ihnen und höre zu. Schwierig ist, wenn ich erzählen soll, was ich erlebt habe, das will ich nicht immer, weil die anderen sich das gar nicht vorstellen können.
Je länger ich hier bin, je mehr ich die Sprache verstehe und selber sprechen kann, umso mehr verstehe ich, wie hier die Sachen funktionieren: die Bahnen, die Schule, die Behörden, sodass ich immer weniger Angst davor haben muss. Am besten waren der Vormund und die Betreuer im Heim, weil mir die alles erklären konnten und auch oft mitgegangen sind. Auch die Lehrer in der Schule, die mir noch etwas mehr erklären. Gut ist auch, dass ich Kontakt mit anderen Afghanen habe, die hier leben, und wir untereinander erzählen können. Aber ich möchte auch mehr mit Deutschen etwas unternehmen, ganz normal mit zu denen gehören und so auch noch besser Deutsch lernen.
Aber immer als Angst bleibt, dass ich nicht weiß, ob ich hierbleiben darf.