Mut überwindet Fremdheit ...

... das ist die Erfahrung von Anastasia Lena R. (22). Die Studentin arbeitet ehrenamtlich und als Honorarkraft im Wohnheim Vorgebirgstraße.


Alles ist befremdlich, was sich von der eigenen Kultur und Lebenswirklichkeit unterscheidet, dieses Gefühl kennt jeder, der lediglich Urlaub in einem anderen Land gemacht hat. Die isolierte Wohnsituation der hier ankommenden Menschen und die von überfordernder Bürokratie geprägten ersten Monate tun ihr Übriges dazu. Dazu kommt die lange Unsicherheit, ob man denn nun wirklich bleiben darf und inwiefern dieses Land die neue "Heimat" darstellt. Dennoch bin ich immer wieder fasziniert davon, wie schnell sich viele Menschen hier wohlfühlen, die Sprache lernen und sich auf ihre Art und Weise einbringen.

Hilfreich sind vor allem Menschen von außen, die keine Berührungsängste haben, die einen Kontakt anbieten, der nicht aus Mitleid oder Verpflichtungsgefühl resultiert. Durch nichts fühlt man sich schneller wohl als durch soziale Beziehungen und ein soziales Netzwerk, auf das man sich in dieser fremden Umgebung verlassen kann. Daher sind Angebote außerhalb des Heimalltags, die das Kontakteknüpfen fördern, so wichtig.

Ich als Ehrenamtlerin erlebe die kulturelle Diversität als etwas sehr Positives und mag den Gedanken des "voneinander Lernens". Fremdheitserfahrungen machen neugierig auf das "Andere", und durch Konfrontation und Austausch sammeln beide Seiten Erfahrungen, die sie persönlich weiterbringen. Diesen Hunger auf Neues und dieses Interesse erlebe ich vor allem bei den Kindern, mit denen ich arbeite. Sie interessieren sich für nahezu alles, freuen sich über Angebote und Möglichkeiten jeglicher Art und entwickeln sich dadurch im Zeitraffer.

Ich glaube, das beste Mittel gegen ein Fremdheitsgefühl ist Mut. Mut auf beiden Seiten. Mut, aufeinander zuzugehen, persönliche innere Distanzen beizulegen, um sich ein eigenes Bild dieser Fremdheit zu machen. Damit verschwindet der Eindruck der "Andersartigkeit" oft innerhalb kurzer Zeit. Man sieht plötzlich nur noch den Menschen. Und was vorher noch ein ehrenamtlicher Pflichttermin war, wird schnell zu einem spannenden Austausch und einem Treffen mit Freunden, nicht mehr mit Fremden.
 
 

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