Was sind ihre persönlichen Strategien im Umgang mit Fremdheit?
Zimmermann: Als Berater versuchen wir zum einen, die Menschen direkt zu stärken, indem wir sie in ihrer „Fremdheit“ anerkennen, bzw. kein großes Aufhebens darum machen. Wir vermitteln ihnen, dass sie als Fremde per se einen Wert haben. In der Vernetzung mit Ehrenmamtlern oder auch sozialen Diensten versuchen wir, Flüchtlingen Teilhabe auf Augenhöhe zu verschaffen, im gemeinsamen Tun (Arbeit), im gemeinsamen Leben (Wohnung).
Gibt es eine positive Seite?
Zimmermann: Natürlich, denn die Menschen bringen ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Religion, ihre Rituale, ihre starken Seiten ja auch mit. Ein Teil unserer Arbeit in der Beratungsstelle besteht darin, das wieder wachzurufen bzw. wachzuhalten. Wir unterstützen die Menschen darin, sich für ihre Herkunft und für die vielleicht erlebten Mängel nicht zu schämen. Wir stärken sie, dazu zu stehen, dass sie unsere Sprache noch nicht oder zunächst nur mangelhaft sprechen können, dass sie viele Erfahrungen nicht gemacht zu haben, die für Menschen hier selbstverständlich sind.
Da ist zum Beispiel ein junger Mensch – aus Afghanistan geflohen – der hier in Deutschland mit 17 Jahren zum ersten Mal im Kino war, der zum ersten Mal Computerspiele kennengelernt hat. Er fühlt sich minderwertig, weil er auf dem Schulhof überhaupt nicht mitreden kann.