Sie sind bekannt im Veedel – die Zwillinge Uschi S. und Angelika G., beide mit einem langen weiss-blonden Zopf, sind immer gleich gekleidet. Fremde können die eineiigen Zwillinge nicht unterscheiden, das gelingt nur den Kolleginnen und der Familie. Claudia Pabich spricht mit ihnen in einem Straßen-Café. Von fast jedem, der vorübergeht, werden sie gegrüßt und grüßen herzlich zurück.
Die identische Kleidung, die "ergibt sich so", sagt Angelika G.. Dazu müssen sie sich nicht immer absprechen. Und die gleiche Frisur ist sowieso selbstverständlich. Schon als Kinder waren sie immer gleich gekleidet und trugen die gleiche Frisur. "Nur in der Pubertät suchte jede von uns nach ihrem eigenen Stil", ergänzt Uschi S. Sie sind gemeinsam zur Schule gegangen, haben dort aber nie nebeneinander gesessen. Das wollten sie eigentlich gern. In Klassenarbeiten haben sie trotzdem öfter die gleichen Fehler gemacht – sehr zum Erstaunen ihrer Lehrerinnen und Lehrer.
Dass sie beide den gleichen Beruf erlernen würden, war für sie selbstverständlich. Seit vielen Jahren arbeiten sie im gleichen Friseursalon auf der Severinstraße. Sie haben auch im selben Betrieb ihre Ausbildung gemacht, allerdings in unterschiedlichen Läden. Beide haben immer in Vollzeit gearbeitet, auch als sie Kinder bekamen. Ihre Mutter hat sie bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützt.
Irgendwann werden sie auch gemeinsam in den Ruhestand gehen. Beide können sich vorstellen, sich dann ehrenamtlich für Kinder zu engagieren. Das Ende der Berufstätigkeit lassen die beiden in Ruhe auf sich zukommen. "Noch haben wir keine größeren gesundheitlichen Beschwerden", stellt die eine fest. Dabei klopfen beide gleichzeitig auf Holz. "Wir waren allerdings auch beide nie sehr empfindlich oder wehleidig", fügt die andere hinzu. Und wenn es doch einmal einer von ihnen nicht gut geht, dann befällt die andere eine "innere Unruhe". Sie spürt, dass bei ihrer Schwester etwas nicht stimmt und greift sofort zum Telefon.
Auch einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen sie gemeinsam: Spazieren gehen, auch mal Shoppen oder Ausgehen. Seit mehr als zehn Jahren fahren sie auch wieder gemeinsam in den Urlaub. Und es gibt viele andere Gemeinsamkeiten. Beiden sind ihre Familien sehr wichtig. Beiden sind die gleichen Menschen sympathisch oder unsympathisch. Beide sind auch sehr zugewandte Menschen. "Durch unseren Beruf haben wir gelernt, offen auf Menschen zuzugehen", bemerkt Uschi S. "Früher waren wir eher schüchtern und zurückhaltend", ergänzt Angelika G.
Beide können schwer nein sagen, und beide können gut zuhören; sie machen die Erfahrung, dass viele Menschen nicht gut zuhören können und sich ungern die Probleme anderer anhören. Glücklicherweise haben die beiden einander und können Sorgen und Freude teilen.