Marianne R. schreibt einen Brief an die beiden Frauen:
Liebe Martha, liebe Maria,
ich kann mir die Provokation, die Du, Maria, bei Deiner Schwester ausgelöst hast, mehr als gut vorstellen. "Was fällt der denn ein", wirst Du, Martha, gedacht haben, "lässt mich die ganze Hausarbeit machen und lauscht den Reden Jesu! Abgesehen davon, dass sich das einfach nicht gehört, lässt sie mich hier ganz schön im Stich!" Du bringst es ja auch ins Wort: "Herr, kümmert es Dich gar nicht, dass meine Schwester mich alles alleine machen lässt?" Die Antwort Jesu – "Martha, Du kümmerst dich um vieles, aber deine Schwester hat den besseren Teil gewählt, den wirst Du ihr jetzt nicht nehmen." – hat Deinen Ärger Maria gegenüber sicher nochmal verstärkt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass nach diesem Besuch erst einmal zwischen Euch Funkstille herrschte. Vielleicht standen auch sonst kleine Rivalitäten zwischen euch, die Frage, wer wem den Rang abläuft bei Jesus. So ähnlich wie zwei Brüder Jesus fragen, wer von ihnen der Größere im Himmelreich sei. Ihr beiden hattet es da sicher als Frauen nochmal schwerer.
Ich kenne ähnliche Situationen aus eigener Erfahrung; so ist das mit uns Powerfrauen – immer im Einsatz – und Du hattest so gehofft, dass Jesus Deinen praktischen Einsatz lobend erwähnt. Stattdessen sagt er: "Martha, Du bist so umtriebig und verlierst Dich in Aktionen!"
Als Außenstehende und sozusagen als Dritte im Bunde möchte ich Euch sagen, es ist auch eine liebevolle und wertschätzende Ermutigung Jesu an Dich, mal in der Aktion innezuhalten und Dir Zeit zu nehmen für Begegnung und Beziehung.
In diesem Sinne: Alles hat seine Zeit – Du, Martha, hast Deine, und Maria hat ihre Zeit. Helfen und Hören sind gleichermaßen wichtig, das habe ich für mich aus Eurer geschwisterlichen Beziehung und Eurer Begegnung mit Jesus mitgenommen. Danke, dass Ihr mich habt teilhaben lassen.
Ich grüße euch in herzlicher Verbundenheit.