Wie wurde der Sonntag früher gestaltet? Im Gespräch mit Claudia Pabich von der Pfarrbriefredaktion erinnert sich die 90jährige Annelise H. an vergangene Zeiten.
"Es gab noch keine Vorabendmessen", fällt Annelise H. als Erstes ein auf die Frage, was früher sonntags anders war. Man ging selbstverständlich zur Kirche, und sie erinnert sich, dass sie jungverheiratet einmal mit ihrem Mann an einem besonderen Sonntagsausflug teilnehmen wollte. Da habe sie sich eine Dispens vom Pfarrer geben lassen.
Für die Seniorin war der Sonntag von Kindheit an ohne Kirchgang unvorstellbar. Sie erzählt, wie stolz sie war, in der Kindermesse ihrer Pfarre St. Michael im Belgischen Viertel zum ersten Mal vorbeten zu dürfen. Sie erinnert sich, als wäre es gestern gewesen, an die peinliche Situation, als sie zum Kreuzeichen statt "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen." die Worte "Eins, zwei, drei, vier" sagte. Noch heute spürt sie am Arm den harten Griff ihrer Lehrerin nach diesem Fehler.
Als junges Mädchen flanierte sie mit ihren Freundinnen am Sonntag nach der Messe den Hohenzollernring herauf und herunter – bis zum Mittagessen. Dann musste man zu Hause sein, denn das Mittagessen hatte einen hohen Stellenwert in ihrer Familie. Am Nachmittag wurden Familienausflüge gemacht, z.B. nach Bensberg oder in den Königsforst.