Johanneshaus, Annostraße
"Wir sind immer da, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr" – das ist die erste Aussage von Gert Nisius zur Frage nach dem Sonntag im Johanneshaus in der Annostraße. Fast 16 Jahre arbeitet der 44jährige Diplom-Sozialpädagoge in der Einrichtung, in der es nicht nur eine Notschlafstelle, sondern verschiedene Wohnformen gibt – je nach Hilfebedarf der dort lebenden Menschen. Nach seiner Erfahrung ist der Sonntag eine Extremsituation, besonders der Nachmittag sei der ödeste Teil der Woche, finden zumindest viele Bewohner, die dann noch mehr "durchhängen"als ohnehin manchmal in der Woche. Viele von ihnen haben massive Verlusterlebnisse erlitten, familiäre und soziale Bezüge sind weggebrochen. Das rückt an Sonntagen und erst recht an Feiertagen besonders schmerzlich ins Bewusstsein.
Gert Nisius zitiert einen Bewohner, der den Alkohol "drangegeben hat". Den Sonntag fand er besonders stressig, weil es dann schwieriger war, an Alkohol zu kommen. Ein besonderes Programm gibt es am Sonntag nicht, viel wichtiger sei es, so Gert Nisius, einfach da zu sein, ein offenes Ohr zu haben, mal Skat miteinander zu spielen.
Manchmal ist der Sonntag auch stressig für die Mitarbeiter, weil sie dann mit belastenden Situationen ganz allein fertig werden müssen.
Als besonderen Tag empfindet Gert Nisius den Sonntag auch für sich selbst. "Wenn ich mit dem Fahrrad aus dem Rechtsrheinischen schon vor sieben Uhr am Morgen durch die fast menschenleere Stadt fahre, dann fühle ich mich frei und wohl." Dennoch ist dem Familienvater wichtig, Sonntage mit Frau und Kindern zu verbringen. Ein Abwechseln im Dienst unter den Kollegen ist selbstverständlich, damit alle zumindest gelegentlich sonntags arbeitsfrei haben.