Versöhnung im Feuer
Viele verschlossene Briefumschläge gehen in Flammen auf – gebannt schauen die Kinder des Erstkommunionkurses zu. Erleichterung spiegelt sich in ihren Gesichtern. Da wird verbrannt, was sie aufgeschrieben haben von dem, was sie belastet, bedrückt, was falsch gelaufen ist …
Ein fester Bestandteil der Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion ist das sogenannte Versöhnungswochenende, das die Kinder gemeinsam mit ihren Katechetinnen und Katecheten* und den Seelsorgern verbringen. Die biblische Erzählung vom barmherzigen Vater steht dabei im Mittelpunkt, wird szenisch dargestellt, gemalt, nachgebaut. Die Geschichte erzählt vom Sohn, der sein Erbe verprasst und schließlich als Bittsteller reumütig nach Hause zurückkehrt. Zu seiner und aller Überraschung richtet der Vater in seiner Freude über die Rückkehr ein großes Fest für ihn aus. Die Gerschichte ist Ausgangspunkt und Vorbereitung für die persönlichen Gespräche der Kinder mit den Seelsorgern.
"Das Aufschreiben und vor allem das Verbrennen ist eine ganz wichtige Erfahrung für die Kinder", stellt Marion Creutz fest, die zwei Jahre lang als Katechetin dabei war. "Sie sind tief beeindruckt, dass ihr Gespräch mit dem Seelsorger absolut verschwiegen ist, können in diesem besonders geschützten Raum aussprechen, was sie bedrückt und so auch zu eigenen Fehlern stehen. Das Feuer lässt sie sinnlich und unmittelbar erleben was bleibt, wenn Versagen und Schuld erkannt, bekannt und vergeben sind: Nichts. Gott (in der biblischen Geschichte im Bild des barmherzigen Vaters) verzeiht und vergibt vorbehaltlos."
*Katecheten: Personen, die theoretisch und praktisch in den christlichen Glauben und in die Gemeinde einführen