Damit die individuelle Arbeit mit den Jugendlichen gelingen kann, spielt auch die Zusammenarbeit mit Eltern – die sogenannte Arbeit im Dreieck, in der Schüler/innen, Eltern und Lehrperson voneinander profitieren können – eine entscheidende Rolle. "Die Eltern sind als Bezugspersonen die größten Experten, wenn es um ihre Kinder geht," davon ist sie überzeugt, und sie erlebt mutige Eltern, die in der tiefen Liebe zu ihrem Kind nicht müde werden, alle nur möglichen Türen zu öffnen, um neue Ansätze zu finden und ihre Lebensplanung kreativ zu gestalten. "Die meisten Eltern wollen einfach das Beste für das Kind: dass das Kind in der Welt ankommt und Perspektiven hat," das ist ihre Erfahrung als Lehrerin.
Mit den Sommerferien 2020 entlässt Lotta J. ihre Schüler/innen nicht ohne Wehmut in eine neue Lebensphase: Der Einstieg ins Berufsleben steht an. Das bedeutet für einige Jugendliche, in Werkstätten zu arbeiten, die auf ihre Einschränkungen eingestellt sind. Andere können – mit der entsprechenden Unterstützung – auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Platz finden. Das ist für die Schüler/innen der Förderschule ebenso ein Meilenstein wie für Absolventen von "Regelschulen": Ablösung vom Elternhaus, der Arbeitsalltag, neue Freundschaften, neue Umgebung etc. markieren Herausforderungen, die es zukünftig mutig zu bewältigen gilt.
Mit der Entlassung der Jugendlichen endet auch Lotta Jonas Zeit an der Förderschule. Sie hatte die befristete Vertretungsstelle bewusst gewählt, um sich in der Schullandschaft auch über das Referendariat hinaus weiter zu orientieren und eigene Stärken und Schwächen zu erkennen.
Inspiriert und motiviert durch die guten Erfahrungen wird sie nach den Sommerferien an einer anderen Förderschule für Schüler/innen mit dem Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung" tätig werden – für sie eine mutige Entscheidung zu einer längerfristigen Verpflichtung.
Katharina Welling und Ingrid Rasch