Dass Gott bei seinem Zelt bleibt, bringt daher provozierend zum Ausdruck, dass er zu keiner Zeit aufseiten der Mächtigen dieser Erde steht, dass Eifer für die Armen und Schwachen sein Wesen ausmachen.
Lehnt Gott vielleicht nicht auch Davids Angebot ab, weil er deutlich machen will, dass er von Menschen gerade nicht "angebunden" werden kann? Wer ein Zelt sein Zuhause nennt, der muss gesucht und aufgesucht werden, der hinterlässt häufig nur Spuren, denen es zu folgen gilt, will man ihn treffen. Wer ein Zelt sein Zuhause nennt, der kann länger abwesend sein, den kann man auch aus den Augen verlieren, der ist häufig woanders anzutreffen als vermutet. Wer ein Zelt sein Zuhause nennt, der bleibt offen für neue Standorte, neue Erfahrungen, neue Begegnungen.
Leeren sich unsere Gotteshäuser, weil wir immer wieder versuchen, Gott in das enge Gefängnis unseres eigenen Zuhauses und unseres eigenen Milieus einzuschließen? Leeren sie sich, weil wir Gott oft zu einem Depot abfragbarer Wahrheiten degradieren, nur um eigene Vorstellungen und Wünsche legitimieren zu können? Leeren sich unsere Gotteshäuser, weil wir Gott aus unserem Alltag verbannt haben, ihn bewusst in die Sondersphäre einer sonntäglichen Kerngemeinde einschließen? Spüren viele Menschen zu Unrecht, dass Gott bei uns nicht mehr so ohne weiteres anzutreffen ist, dass er sein Zelt bei uns abgebrochen hat und von uns unbemerkt weitergezogen ist? Im biblischen Text gibt es einen überraschenden Wechsel: "Nun verkündet dir der Ewige, dass er dir ein Haus bauen wird".