Navid Kermani: Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näherkommen - Fragen nach Gott
"Es ist wegen seiner Tiefe das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe", findet Diakon Dr. Barthel Schröder und stellt es hier vor.
Kermani muss seinem Vater auf dem Totenbett versprechen, seine Tochter in den Islam einzuführen, mit dem er selbst groß geworden ist. Und der Islam ist anders, als wir ihn kennen. Dies wird daran deutlich, dass sein Vater, der als Arzt in einem katholischen Krankenhaus wirkte, zu den Gebetszeiten immer in eine Kirche ging, wenn keine Moschee in der Nähe war, und dort seinen Gebetsteppich in Richtung Mekka ausbreitete. So kannte es der Vater aus dem Gebiet Persiens, aus dem er als Kind ausgewandert war.
In abendlichen Gesprächen erzählt Kermani seiner kritischen Tochter von seinem Verständnis des Islams, von seinem Glauben und den Zweifeln, von Gott, wie er ihn sieht, von den Unterschieden zu Christentum und Judentum, von Liebe und Tod, von Natur und Unendlichkeit. Dadurch ist das Buch sehr persönlich, gibt sehr viel über den Menschen Kermani preis.
Es ist wegen seiner Tiefe das beste Buch, dass ich seit langem gelesen habe.
Eine Aussage Kermanis hat mich bis heute nicht losgelassen. Auf die Frage seiner Tochter, warum es den Islam gebe, wenn er doch in vielen Punkten Juden- und Christentum so ähnlich sei, antwortete er: Gott hat wohl eingesehen, dass der Glaube, die andere Backe hinhalten zu müssen, von vielen Menschen nicht zu leben sei.