Omnibus Linie 132: Chlodwigplatz – Breslauerplatz/Hbf. Ich sitze früh am Morgen mit meinem Koffer im Bus, man hat mir freundlicherweise einen Sitzplatz angeboten – wie so oft war es ein junger Mann mit fremdländischem Aussehen.
Mir gegenüber zückt ein älterer, ebenso fremdländisch aussehender Mann ein knallrotes Handy und beginnt ein lautstarkes Telefongespräch in einer mir fremden Sprache – zugleich ist die Gesprächspartnerin am anderen Ende ebenso lautstark zu hören. Aufatmend stelle ich fest, dass das Gespräch nach einer Weile endet, aber….er schaut auf sein Handgelenk, da hat er eine Nummer auf den Arm geschrieben, sie wird gewählt, und schon geht es neuerlich los. Immerhin habe ich noch einige Busstationen vor mir. Mangels sprachlicher Verständigungsmöglichkeit erwäge ich, demonstrativ den Finger auf den Mund zu legen oder – das wäre sicher weniger freundlich, mir sichtbar die Ohren zuzuhalten. Muss ich das Telefonieren tolerieren? Bin ich intolerant und vor allem ausländerfeindlich, wenn ich zeige, dass es mich stört? Entsteht vielleicht dann im Bus eine von mir gar nicht gewollte Solidarisierung mit mir und Ablehnung des Mannes? Ein weiteres Telefonat beginnt, diesmal ohne dass ich die Person am anderen Ende verstehen kann – immerhin ein Fortschritt.
Ich habe nichts gesagt oder gezeigt und bin nachdenklich am Bahnhof aus dem Bus gestiegen. Im Zug habe ich ein Ruheabteil gebucht – so wie die junge Mutter mit Kind und Handy. Vielleicht muss ich über die Anschaffung von Kopfhörern mit "noise cancelling" nachdenken.
Ingrid R.