Welche behandelten Themen fanden Ihr besonderes Interesse?
Da war zunächst die Veranstaltung zum Thema "Wundererzählungen wirklich und wahrhaftig". Man kann es sich einfach machen und die Wunder als Beweise für die übermenschlichen Fähigkeiten Jesu sehen, die historisch nicht hinterfragbar sind. Dann ist jede Diskussion beendet. Man kann in ihnen Relikte einer mythologischen Welt sehen, die heute bedeutungslos sind. Auch hier endet jedes Gespräch. Man kann sich aber auch fragen, ob manche Heilungen nicht doch Historisches wiedergeben, denn Heiler kennt man ja auch heute noch. Andere "Wunder" könnten Bildgeschichten sein, die etwas Bedeutsames über Jesus aussagen. Wegen der Häufigkeit der Wundererzählungen in den Evangelien kann man nicht einfach auf sie verzichten, ohne an der Bedeutung Jesu Abstriche zu machen. Und dies alles haben wir ausführlich diskutiert.
Eine andere Veranstaltung, an die ich mich gerne erinnere, beschäftigte sich mit "der heiligen katholischen Kirche". Wenn man an all das "Unheilige" denkt, das von ihr im Laufe der Geschichte ausgegangen ist, dann muss man sich mit dieser Aussage der Heiligkeit der Kirche schon kritisch auseinandersetzen.
Sie sprachen davon, dass Sie nicht immer sofort eine befriedigende Antwort gefunden haben.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Ich als früheres Mitglied der Pfarrbrief-Redaktion habe viele Gespräche mit unterschiedlichen Pfarrern zum Thema "Auferstehung Jesu" geführt. Es hat lange gedauert, bis ich die Antwort bekam, dass die Auferstehung nicht irdisch-biologisch zu verstehen sei. Dieses Nein war ein erlösendes Wort. Dies ist typisch für die letzten 50, 60 Jahre in unserer Kirche. Ergebnisse der Bibelwissenschaftler wurde in den Predigten nicht weitergegeben. Die Gläubigen wurden aus Angst, den Glauben zu gefährden, bewusst "dumm" gehalten. Dieses Verhalten hat eben dazu geführt, dass viele Menschen, besonders die jungen, das Interesse an der Bibel und am Glauben verloren haben.
Wie erleben Sie die Gesprächsrunden?
Man kann bei den Teilnehmern meistens drei Gruppen unterscheiden. Einige hören einfach zu. Einige nehmen die Bibeltexte "wörtlich". Andere haben das Bedürfnis, die Texte zu hinterfragen. Zur letzteren Gruppe gehöre ich. Aber immer sind die sich untereinander ergebenden Gespräche interessant und hilfreich. Für alle, die dies lesen: "Für Sie ist noch ein Plätzchen frei" (Jürgen Becker).