Den Tod begreifen

Trauerhilfe durch den Bestatter 

Eigene Wünsche zu klären, Vorsorge zu treffen, kann sehr entlastend sein. Darüber und auch über andere hilfreiche und unterstützende Aspekte im Umfeld von Tod und Bestattung sprach die Pfarrbriefredaktion mit Thomas Kremer. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Bestatterverbandes und Partner des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur.

"Wir sind zu hundert Prozent sterblich – diesen selbst- verständlichen Tatbestand realisieren viele Menschen nicht" – mit diesem Satz eröffnet Thomas Kremer das Gespräch. Nach der Erfahrung des Bestatters sind Sterben und Tod im Leben der meisten Menschen wenig präsent, es zählt vor allem Jugend und Frische. Es fällt von daher schwer, sich mit Fragen der eigenen Bestattung auseinanderzusetzen. Dabei gibt es viele gute Gelegenheiten. "Jede Beschäftigung mit dem Tod eines Anderen ist schon eigene Vorsorge", meint er und plädiert dafür, zu Lebzeiten eigene Wünsche zu klären und eine eigenständige Entscheidung zu treffen. Für Angehörige oder Freunde kann es wichtig und entlastend sein, beim Tod eindeutig um die Wünsche des Verstorbenen zu wissen. Oft kann der Tod eines Angehörigen eine Gelegenheit sein, mit dem Partner, der Partnerin oder mit den Kindern zu sprechen, auch wenn das nicht leicht fällt. Es geht nicht nur darum zu entscheiden, wie die Bestattung gestaltet werden soll, sondern es geht auch darum, das finanziell zu regeln. Auf einem Treuhandkonto kann das Geld für eine Bestattung „mündelsicher und geschützt vor dem Zugriff Dritter“ hinterlegt werden und steht auch dann noch zur Verfügung, wenn die Bestattungsfirma nicht mehr existieren sollte, bei der der Vertrag abgeschlossen wurde.

Auch die Finanzen müssen bedacht sein. (c) SilviaBins
Willi Müller beschriftet Trauerschleifen mit geübter Hand. (c) SilviaBins
Abschiednehmen am Sarg

Ich möchte ihn so in Erinnerung behalten wie er war... – diesen Satz, der beinhaltet, dem Verstorbenen nicht mehr begegnen zu wollen, hört Thomas Kremer immer seltener. Noch vor zehn Jahren sei es eher ungewohnt gewesen, sich von dem verstorbenen Menschen im Sarg zu verabschieden. Inzwischen gibt es in vielen Bestattungsunternehmen einen besonders gestalteten Verabschiedungsraum, und viele Angehörige machen diesen Besuch. "Es hilft im wahren Wortsinn, den Tod zu begreifen", und damit meint Thomas Kremer sowohl Anschauen als auch Anfassen. Das erlebt er als wichtige Chance, Tod und Abschied zu verarbeiten und in das eigene Leben zu integrieren.

Abschiednehmen am Grab

Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir Abstand zu nehmen... – diesen Satz hört Thomas Kremer immer häufiger und nimmt dazu kritisch Stellung. "Wer Menschen einlädt, an einer Beerdigung teilzunehmen und ihnen nicht die Gelegenheit gibt, auch persönlich ihre Anteilnahme auszudrücken, nimmt sich selbst und anderen etwas." Dass es für Angehörige eine Belastung und große Anstrengung ist oder sein kann, das sieht er wohl, aber aus seiner Sicht gehört es mit zu einem guten Abschiednehmen, das letztlich das Loslassen erleichtert.