Das Wertvolle einer kirchlichen Beerdigung wird deutlich im Blick auf die frühen Zeiten des Christentums. Da wurde der Angehörige/ Nachbar/ Freund mit Gebeten und Gesängen in der Sterbestunde begleitet und an seinem Sterbebett Totenwache gehalten. Von dort wurde der Leichnam zunächst in die Kirche und dann auf den Friedhof gebracht und beigesetzt. Sterbebegleitung und Begräbnis sind hier eine Einheit. Der Sterbende wird begleitet bis er seinen Platz unter den Toten gefunden hat. Die Gesänge und Gebete bei diesem letzten Weg zeigen, dass die Gemeinde ihren Verstorbenen nicht allein lässt. Die Beerdigung wird gedeutet als Exodus. So wie das Volk Israel schließlich im gelobten Land ankam, erhofft die Gemeinde für den Verstorbenen einen Weg in eine große Freiheit und lässt ihn darin nicht allein.
Diese Form der Begleitung ist uns verloren gegangen. Gerade bei der Verbrennung sind wir als Angehörige und Gemeinde schweigend abwesend. Ein Ritus hierzu ist nicht möglich.
Dennoch versteht sich die christliche Beerdigung bis heute als eine Begleitung des Verstorbenen durch die Angehörigen und die christliche Gemeinde. Der Ritus der Beerdigung kann zur Entlastung werden, in dem Klage und Hoffnung ihren Platz haben.
Die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Christen kann an dieser Lebenswende stützend sein. Während bei nicht-kirchlichen Beerdigungen Ansprache und Trauerredner im Mittelpunkt stehen, ist die christliche Beerdigung (zumindest der Idee nach) ein Gemeinschaftsgeschehen. Die Gemeinde betet und begleitet. Diesen Weg mitzugehen, ist eine nicht zu unterschätzende Hilfe, wenn es darum geht, den Abschied zu realisieren und zu verarbeiten.
Eine christliche Gemeinde sollte sich bewusst sein, welche Kraft und Wirkung von würdig vollzogenen Ritualen ausgeht. Ein Blick in die Kulturgeschichte der Menschheit macht deutlich, dass der Begräbniskult immer Spiegel der kulturellen Entwicklung und des Menschenbildes war. "Im Umgang mit den Toten spiegelt eine Gesellschaft ihren Umgang mit den Lebenden wider." (Ansgar Franz)