"Wir sind ein pilgerndes Gottesvolk …"
An diese Zeile aus einem Severinuslied auf dem Weg von der Tauerhalle zum Grab bei der Beerdigung ihres Vaters erinnert sich Barbara W. besonders gern. Da hat sie die Verbundenheit des Vaters mit der Gemeinde der Trauergäste besonders deutlich gespürt. Als der Vater vor vier Jahren starb, war für die ganze Familie eine Erdbestattung selbstverständlich. „Der Mensch wird in seiner ganzen Körperlichkeit begraben, so wie er als Mensch gelebt hat und wir ihn als Angehörige gesehen haben. Das Grab nimmt so den ganzen Menschen auf.“ Mit diesen Sätzen drückt Barbara W. aus, was ihr bei der Beerdigung wichtig war. Ein Sarg und dessen Herablassen in ein ausgehobenes großes Grab sind für sie vertraute Zeichen.
Wichtig waren ihr auch die Rituale des Abschiednehmens vor der Beerdigung. So war es bei der Aufbahrung des Vaters im Sarg beim Bestatter möglich, dass seine Enkelkinder die Gelegenheit hatten, etwas Persönliches – zum Beispiel ein selbstgemaltes Bild – mit in den Sarg zu legen und zu wissen, das bleibt bei ihm, auch wenn er in die Erde kommt.
Gern erinnert die Tochter sich an die Trauerfeier auf dem Friedhof und den anschließenden Weg zum Grab. Nicht nur das Severinuslied ist ihr im Gedächtnis, sondern auch eine Begebenheit, bei der der Humor des Vaters lebendig wurde: Der Sarg wäre in einer Kurve aufgrund des hohen Schnees und der schlechten Wegverhältnisse beinahe vom Wagen gerutscht. Die Anspannung wich an dieser Stelle einer durchaus ansteckenden anrührenden Heiterkeit aller Trauergäste.
Wichtiger Ort des Gedenkens ist für Barbara W. auch das große Familiengrab, in dem ihre Mutter, ihr Vater sowie dessen Eltern, Großeltern und Geschwister beerdigt sind. Beim traditionellen Friedhofsbesuch an Allerheiligen werden immer wieder die Namen und Verwandtschaftsverhältnisse erklärt. Einen ganz besonderen Erinnerungswert haben die Namen der hier auch beerdigten Geschwister ihres Vaters, die vor 70 Jahren, bei einem der letzten großen Bombenangriffe auf Köln, zusammen mit seiner Mutter ums Leben gekommen sind. Auch für die nachfolgenden Generationen gibt es so eine Erinnerung, die über die eigene Familiengeschichte hinausgeht.