Völlig unvorbereitet war Markus H. auf den Tod seiner 51jährigen Schwester – ebenso wie alle anderen Familienangehörigen: Kinder, Ehemann, Geschwister, Mutter. Ein jäher Tod, so hätte man das früher genannt. Wenige Tage vor Weihnachten mussten sich die Angehörigen mit der Frage der Bestattungsform auseinandersetzen. In Erinnerung daran, dass die Verstorbene einmal positiv über den Bestattungswald gesprochen hatte, dessen Einrichtung in der örtlichen sauerländischen Gemeinde sehr umstritten war, fiel schnell die Entscheidung für eine Urnenbestattung dort. Eine katholische Bestattung war selbstverständlich für die gesamte Familie, die langjährig und mit vielerlei ehrenamtlichen Engagements in der katholischen Pfarrgemeinde beheimatet ist. Der Pfarrer des Krankenhauses, in dem die Verstorbene als Krankenschwester tätig war, gestaltete den Gottesdienst, die Trauerfeier und auch die Bestattung.
"Ich glaube, es war so im Sinne meiner Schwester", sagt Markus H. Gutgetan hat ihm nach eigenen Worten, dass die Kirche "rappelvoll" war, dass beim Gottesdienst dort und bei der Trauerfeier in der Krankenhauskapelle die Schwester auf bewegende Weise noch einmal für alle Anwesenden "lebendig" wurde durch die würdigenden und einfühlsamen Worte des Pfarrers. Als wohltuend hat er auch die vertrauten religiösen Riten empfunden. Wichtig war fast allen Familienmitgliedern, sich von der Verstorbenen am offenen Sarg zu verabschieden, er selbst wollte das nicht, sondern seine Schwester "lebendig" in Erinnerung behalten. Sehr unsicher seien alle gewesen bei der eigentlichen Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis. Nachdem der Pfarrer gegangen war, die mitgebrachten Blumen niedergelegt waren, habe niemand so recht gewusst, was jetzt geschieht. Es habe die vertraute Friedhofsumgebung gefehlt. Alle waren zum ersten Mal an diesem Ort. "Wir waren allein in dem kleinen Wald. Die Urne wurde an dem ersten und bisher einzigen Baum beigesetzt, an dem schon einige Namensplaketten angebracht waren. Blumen, Steine und Kerzen waren da, aber sonst war alles ungewohnt und unvertraut." Die Entscheidung zwischen Erdbestattung und Urnenbestattung war kein Problem in der Familie, auch nicht für die Mutter, die es allerdings schmerzlich vermisst, das Grab liebevoll pflegen zu können. Und sie kann den Bestattungswald aufgrund der Entfernung nicht eigenständig besuchen. Für Markus H. ist der Ort der Erinnerung an seine Schwester nicht das Grab. Da es für die Mutter so wichtig ist, denkt die Familie darüber nach, ob die im Moment großer Erschütterung und Verunsicherung getroffene Entscheidung revidiert werden sollte.