Einer, der immer vergibt …

Die biblische Erzählung vom barmherzigen Vater – bekannter als Gleichnis vom verlorenen Sohn – spielt eine wichtige  Rolle in der Vorbereitung zur Erstkommunion so wie sie hier in der Gemeinde gestaltet wird. Kernstück der Vorbereitung ist ein Wochenende, an dem die Seelsorger*innen in die Rollen des Vaters und seiner beiden Söhne schlüpfen und spielerisch die Szenen der Versöhnung für die Kinder lebendig und erfahrbar machen … Aber nicht nur das geschieht beim sogenannten Versöhnungswochenende.

Giulio (15) und Matteo (16) erinnern sich an das Ko-Ki-Wochenende, auch wenn es schon viele Jahre her ist. "Das war eine tolle Gemeinschaft, da habe ich Freunde gefunden, die auch jetzt noch meine Freunde sind" sagt Guilio. Matteo weiss noch, dass sie die Inhalte der gespielten biblischen Geschichte mit Legosteinen nachgebaut beziehungsweise sie gemalt und gebastelt haben.   
Beide Jungen haben damals Pastor Johannes Quirl und Pastoralreferent Benedikt Kremp in den Rollen von Vater und Sohn erlebt. Zeitgemäß haben die beiden die Rollen verkörpert und dabei die wesentlichen Inhalte in die Jetzt-Zeit übersetzt. "Da konnte ich richtig merken: Gott liebt dich, egal was du gemacht hast. Der breitet einfach die Arme aus."

Matteo erinnert sich auch, dass sie als Kinder damals in einem Brief aufgeschrieben haben, was sie bedrückt und was ihr Herz schwer macht. Er weiß sogar heute noch, worum es ihm dabei ging. "Und es war ein richtig gutes Gefühl, als wir dann zusammen alle die Briefe verbrannt haben." Das Verbrennen der Briefe macht augenfällig deutlich, was unsichtbar im Versöhnungsgespräch geschieht: Gott nimmt weg, was das Herz schwer gemacht hat. 

Viele Erwachsene, besonders die älteren, haben sehr andere Erinnerungen an die erste  Beichte (und auch an spätere). Die tiefergehende Erfahrung eines versöhnenden Gottes wie im Bild vom barmherzigen Vater konnten sie kaum machen. Heute führen die Kinder bei dem schon beschriebenen Wochenende Versöhnungsgespräche, in denen genau diese positive Erfahrung möglich ist. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes der Vorbereitung auf die Erstkommunion.

Das Verbrennen der Briefe macht augenfällig deutlich, was unsichtbar im Versöhnungsgespräch geschieht: Gott nimmt weg, was das Herz schwer gemacht hat. (c) SilviaBins

Das Verbrennen der Briefe macht augenfällig deutlich, was unsichtbar im Versöhnungsgespräch geschieht: Gott nimmt weg, was das Herz schwer gemacht hat.

Der Evangelist Lukas schreibt 

Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. (…) Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.  Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.