Aus Buenos Aires erreicht uns der Text von Guillermo Malfitani. Dort in seinem Geburtsland hält er sich gerade auf. Sein Atelier hat der Maler allerdings im Severinsviertel, in der Straße Im Sionstal 15, parallel zum Rheinufer.
Ich denke, für die meisten von uns sind unsere Eltern das erste Vorbild, denn wir werden durch ihr Beispiel erzogen: Steh so, geh so, nimm den Löffel so, setz dich so, usw. usw.
Und für mich war vor allem mein Vater mein erstes Vorbild, unabhängig von dieser natürlichen Erziehungsweise. Ich merkte, dass er ein großes Wissen und eine große Ausstrahlung hatte, dass die Leute ihm zuhörten.
In meiner frühen Jugend begann ich mein Kunststudium. Einige Dozenten, die gleichzeitig auch Künstler waren, sind auch Vorbilder gewesen. In dieser Zeit stieß ich in der Kunstgeschichte auf viele Beispiele von „Vorbildern“. Und so wie man dort viel ausprobieren muss, um herauszufinden, wo man sich am wohlsten fühlt und die meisten Werkzeuge hat, um sich auszudrücken, so muss man auch im Leben viel ausprobieren.
Neben diesem außerhäuslichen Lernen gibt es auch die Geschichte der eigenen Familie. In Gesprächen z. B. bei Familienmahlzeiten lernt man viele Menschen kennen und nimmt aus ihren Erzählungen und Beobachtungen viele Eindrücke mit, einige dieser Menschen wurden im Laufe meines Lebens für mich Vorbilder. Mit diesen vielfältigen Erfahrungen in frühen Jahren kann man sich leicht verirren, aber nicht in meinem Fall.
Für mich war es bereichernd, angenehm und lehrreich, auf so viele unterschiedliche Lebensgeschichten zu treffen. Es hat mir nicht nur ermöglicht, meinen Charakter zu formen (worum es bei Vorbildern ja geht), sondern auch meinen Lebenshorizont zu erweitern, mehr Erfahrungen zu sammeln und zu erleben, denn in meinem Fall war es nicht einfach, von der Kunst zu leben. Ich musste in vielen verschiedenen Bereichen arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Vorbilder in der Kunstgeschichte von der Antike bis zur modernen Kunst waren die Künstler, die nicht nur den künstlerischen Ausdruck Zeichnung, Malerei, Bildhauerei zeigten, sondern auch die sozialen Aspekte und Gesellschaftsformen in der jeweiligen Zeit.
So lernt man von den Vorbildern durch die eigene Erfahrung und die Erfahrung der großen und kleinen Geschichten der eigenen Familie und Umgebung. In der Kunst sind Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti, die italienischen Renaissancekünstler, auch heute noch zwei Meister der großen Kunst.
Nicht nur durch das Schaffen ihrer Werke, die sie uns hinterlassen haben, sondern auch durch die Kenntnisse und das Wissen, das sie vermittelt haben, welches so die üblichen Grenzen der Kunst überschreitet. Wahre Männer der Renaissance denke ich, so muss ein Künstler sein.