Beispielhaft mutig

Schmittmann-Kolleg: 24 Leute – ein Haus, Sachsenring 26, so steht es auf der Website des Studierendenwohnheims. Die Pfarrbriefredaktion hat sich gefragt, wie wichtig Benedikt Schmittmann, der 1939 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde, für die Bewohnerinnen und Bewohner ist. Claudia Pabich sprach darüber mit Klara B. und Paul N. Dabei hat sie auch viel erfahren über die Besonderheiten dieses Wohnheimes.

Klara (21) und Paul (26) leben gern in dem von den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst verwalteten Studentenheim. Die Sonderpädagogik-Studentin und der Archäologie-Student wissen, dass es weitaus mehr Interessenten als Plätze gibt, dass man sich für die Aufnahme bewerben muss und nur unter bestimmten Voraussetzungen im Haus leben kann. So übernimmt jede und jeder eine Aufgabe für die Gemeinschaft. Jährlich wird jemand für die Funktion der Hausleitung oder des/der Haussprecher*in gewählt. Sie kümmern sich um die Verwaltung und um die Gestaltung eines Semesterprogramms. Dazu gehört immer auch eine gemeinsame Reise. Im Haus leben Studierende aus unterschiedlichen Ländern – sie verständigen sich in Englisch und Deutsch. Benedikt Schmittmann ist im Alltag der Studierenden stets präsent. Das liegt nicht nur an den Bildern und Statuen im Eingangsbereich. "Jeder, der das Haus betritt, fragt, wer Schmittmann eigentlich war, so dass man sehr oft über ihn spricht", erklärt Paul. Und Klara erzählt: "Gleich nach meinem Einzug hier habe ich bei einem Pizza-Essen mit dem Vorstand des Trägervereins sehr viel über Schmittmann erfahren." Beide finden seinen Mut und seine Bereitschaft, für die ihm wichtigen Werte einzustehen trotz des Wissens um die vorhersehbaren Konsequenz der Verhaftung und des Todes, sehr bewundernswert. Ob sie in seiner Situation so couragiert hätten handeln können, das wissen beide nicht.

Als Bewohnerin und Bewohner des Schmittmann-Kollegs empfinden sie es aber ganz selbstverständlich als Auftrag und Aufgabe, sich gegen Rechtsextremismus einzusetzen. Das tun sie nicht nur in Gesprächen, sondern sie nehmen häufig gemeinsam mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern an Demonstrationen und Aktionen teil.  "So versuchen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten für das einzutreten, was Benedikt Schmittmann wichtig war.", ist die einhellige Meinung beider.

Benedikt Schmittmann (geb 1872) war ein Sozialwissenschaftler und Sozialpolitiker. Er galt als einer der ersten Vertreter der katholischen Soziallehre. Zugleich vertrat er europäische Gedanken und wandte sich vehement gegen Nationalismus. Nach 1933 wurden sowohl er als auch seine Frau von den Nationalsozialisten verfolgt, mehrfach verhaftet, und Schmittmann schließlich 1939 im KZ Sachsenhausen ermordet. 
Die Stadt Köln ehrt ihn mit einer Statue am Rathausturm, die Kirchengemeinde St. Severin, der er angehörte, mit einer Gedenktafel am Eingang der Totenkapelle in der Severinskirche und einer Kopie der Rathausstatue am Zugang zum Kreuzgang. An seinem Todestag – 13. September – wird seiner in einem Gottesdienst gedacht.
Die Witwe Helene Schmittmann gründete 1953 entsprechend dem testamentarischen Wunsch ihres Mannes das private Studentenwohnheim "Schmittmann-Kolleg" und den dazugehörigen Trägerverein. Das Wohnheim am Sachsenring 26 befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen, im Krieg zerstörten Familienvilla. Auf dem Bürgersteig davor erinnert ein Stolperstein an Schmittmann.