"Folge mir nach …"

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Diese Aussage findet sich in einigen Texten des Neuen Testamentes und inspiriert Diakon Dr. Barthel Schröder dazu, an Jesus als Influencer – und seine Jüngerinnen und Jünger als Follower – zu denken.

Jesus von Nazareth brachte als Wanderprediger seine Botschaft zu den Menschen. Er suchte sie in den Synagogen auf, sprach an, wen er traf, und stellte sich auch der Kritik. Menschen, die von ihm gehört hatten, kamen, gerade auch die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten oder Ausgeschlossenen, mit ihren Sorgen und Nöten zu ihm, auf Heilung und Hilfe hoffend.

Zeiten ändern sich und damit auch die Art der Weitergabe von Informationen und die Weise der Kommunikation. Wie würde Jesus heute vor dem Hintergrund der sozialen Medien seine Botschaft verkünden? Ist es nicht denkbar, dass er ein Influencer wäre?

Influencer, der jungen Generation wohlbekannt, agieren in den sozialen Medien. Sie bewerben nicht nur Produkte, sondern auch Lebensstile. Angesprochen werden gezielt Einzelpersonen. Sie werden dazu animiert, sich mit ihnen zu identifizieren, die offerierten Produkte zu erwerben, sich den gezeigten Lebensstil anzueignen, ihnen zu folgen. Wer dies tut, wird zum "Follower", zu dem, der dem Influencer nachfolgt. Erfolgreiche Influencer erreichen ein sehr breites Publikum, werden geradezu zu Idolen, denen man nicht selten kritiklos nacheifert. Wissenschaftliche Studien belegen, dass soziale Autorität, Vertrauenswürdigkeit, Hingabe und widerspruchsfreies Verhalten für einen Erfolg entscheidend sind.

Jesus als Influencer würde mit seiner Botschaft "Glaube an Gott und stehe für die Bedürftigen ein" einen Lebensstil verkünden, der dem Leben Sinn verleiht. Seine Hingabe für diese Sache, seine Vertrauenswürdigkeit und sein vorbildliches Verhalten würden ihm eine Autorität verleihen, die viele Menschen ansprechen dürfte.

Vielleicht würde Jesus zusätzlich als Blogger arbeiten. So werden die Menschen genannt, die sich auf Informationsplattformen in den sozialen Netzwerken regelmäßig zu ihnen wichtigen Themen äußern und Erfahrungen und Interessen mit anderen teilen. Jesus hätte ja etwas zu sagen. Seine Erfahrungen mit Menschen regen zu einem anderen Verhalten untereinander an. Seine Predigten zeigen einen den Menschen zugewandten Gott. Seine Worte geben Hoffnung und Trost. 

Diese Möglichkeiten der modernen sozialen Medien standen Jesus nicht zur Verfügung, uns als seinen "Followern" sind sie aber als Aufgabe gegeben. Wenn wir sie als heutiges Feld der Verkündigung nicht nutzen, werden wir immer mehr Menschen verlieren, nicht zuletzt an die Influencer, denen es nur um Konsum und Macht geht. 

Voraussetzung für eine erfolgreiche Verkündigung sind aber eine verständliche Botschaft, Vertrauenswürdigkeit, soziale Autorität und Hingabe. Und hier mangelt es an allen Ecken und Enden. Die Frage, was es bedeutet, katholischer Christ zu sein und es zu leben, wird nicht überzeugend beantwortet. Die Art und Weise der Aufarbeitung des Missbrauchs lässt eher Misstrauen als Vertrauen entstehen. Der Hang, in der öffentlichen Diskussion keinem wehtun zu wollen, lässt keine soziale Autorität entstehen. Gelungene Verwaltung statt eines Brennens für die Botschaft lässt Hingabe vermissen.

Jesus als Influencer und Blogger wäre weitaus erfolgreicher gewesen als wir es sind, und er hätte sicherlich immer mehr "Follower" gehabt statt immer weniger.