Zum Themenschwerpunkt des Pfarrbriefs hat sich Wigbert O., Mitglied unserer Gemeinde und filmbegeistert, Gedanken gemacht.
Ende Februar 2024 war es die französische Regisseurin Léa Todorov höchstselbst, die ihren Spielfilm MARIA MONTESSORI vor ausverkauftem Haus im ODEON-Kino auf der Severinstraße vorstellte. In diesem Film erzählt Léa Todorov davon, wie Maria Montessori zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihrem Lebenspartner Giuseppe Montesano in Rom ein Heilpädagogisches Institut aufbaut, welches sie zwei Jahre als Direktorin leitet. Maria Montessori hat eine Methode entwickelt, wie auch Kindern mit Lernschwäche Bildung vermittelt werden kann. Unbedingte Zuneigung ist dabei die wesentliche Komponente. In einer von Männern dominierten Welt der Wissenschaft kämpfte Montessori um ihre berufliche Anerkennung. Und sie war eine starke Frau, der es am Ende gelang, gegen alle Widerstände ihr Institut in die Unabhängigkeit zu führen, nicht zuletzt mit der Unterstützung anderer Frauen.
Mit diesem Institut in Rom begann der Siegeszug der Montessori-Pädagogik. Heute gibt es weltweit 40.000 Einrichtungen, die dieser Pädagogik verpflichtet sind, allein in Deutschland sind es über 1000 Kinderhäuser und Schulen.
Der Film zeigt keine "Heiligenlegende", er greift auch aus heutiger Sicht problematische Aspekte auf. So wird erzählt, wie liebevoll sich Maria Montessori um die anvertrauten Kinder kümmerte. Ihr eigenes Kind Mario gibt sie in eine Pflegefamilie (die Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Arbeit wäre ihre sonst nicht möglich gewesen), hält Kontakt zu ihm und nimmt ihn 14jährig zu sich.
Überhaupt scheint die Frage erlaubt, ob Maria Montessori heute als ein Vorbild in der pädagogischen Arbeit gesehen werden kann. Aktuelle Forschung weist nach, dass Montessori sich in ihren Schriften intensiv mit Eugenik und der sogenannten Rassentheorie beschäftigte. Da erscheint es schon fast als folgerichtig, dass sie in Briefen versuchte, Benito Mussolini und sogar Adolf Hitler als Verbündete für ihre Arbeit zu gewinnen.
Maria Montessori – sie war eine große Inspiration für eine kindzentrierte Pädagogik, aber ob ihre Person als Vorbild für heutige Menschen dienen kann, diese Frage bleibt offen.
