Drei Grundschulen gehören zum Katholischen Familienzentrum St. Severin:
KGS Mainzer Straße, KGS Zugweg und GGS Zwirnerstraße. Stefanie Manderscheid (Pfarrbriefredaktion), sprach mit Petra Gebelein (Zugweg) und Sonja Romahn (Mainzer Straße) über die Rolle von Vorbildern. Petra Wesselmann (Zwirnerstr.) war leider verhindert.
Zunächst geht es darum, welche Vorbilder die Kinder haben, wenn sie in die Schule kommen. Da sind sich die beiden Schulleiterinnen einig:
Das sind vor allem die Eltern, die Großeltern oder besonders oft auch die älteren Geschwister, also die Menschen, mit denen die Kinder eng zusammenleben. Der erste Lehrer oder die erste Lehrerin sind auch wichtig, jeder erinnert sich wohl sein ganzes Leben lang an sie. "Für mich war das mit ein Grund dafür, dass ich mich für diesem Beruf entschieden habe", sagt Petra Gebelein.
Sonja Romahn macht die gleichen Erfahrungen: "Bei uns im Religionsunterricht heißen die Vorbilder Superheld*innen, und es sind immer die Eltern oder die Menschen, mit denen die Kinder eng zusammenleben. Vor allem zu Anfang der Schulzeit sind die Menschen für die Kinder entweder gut oder böse, Differenzierungen gibt es noch nicht."
Petra Gebelein fügt hinzu: "Allerdings sind die Kinder auch von der Kraft negativer Helden fasziniert. Auch im Schurken steckt ja viel positive Energie und deshalb wird der auch ein bisschen verherrlicht. Letztlich ist der, der nicht so Gutes tut, ja trotzdem der Erste und der Schnellste. Er setzt seine Kraft nur falsch ein. Das erkennen die Kinder im Laufe der Zeit."
Wir überlegen, ob es Unterschiede gibt, was die Vorbilder betrifft, je nachdem woher die Kinder kommen und welche kulturellen Erfah-rungen sie gemacht haben. Petra Gebelein erinnert sich in dem Zusammenhang an einen ukrainischen Jungen, dessen Vater im Krieg kämpft. Für den Jungen ist er ein großes Vorbild. "Es sind die Lebenserfahrungen, die die Kinder machen, die entscheidend sind, nicht ausschließlich die Schule", meint sie.
Und was ist mit den klassischen christlichen Vorbildern? Spielen die heute überhaupt noch eine Rolle?
"Auf jeden Fall!", meint Sonja Romahn: "Sankt Martin und der Hl. Nikolaus sind ja schon für die Jüngsten wahre Größen. Ihr altruistisches Verhalten ist für Kinder, die über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl verfügen, bedeutsam und nachahmenswert. Jedes Kind will Gutes tun und jedes Kind will mitmachen und dabeisein."
Am Religionsunterricht nehmen alle teil, und alle sind sehr interessiert. Da geht es zum Beispiel um Jesus und sein Handeln, aber auch um Mutter Theresa, Don Bosco oder Dietrich Bonhoeffer. Die Kinder sind vom Engagement dieser Menschen begeistert und lernen von ihnen, das ist die Erfahrung von Sonja Romahn.
Mir fällt meine eigene Schulzeit ein, wie sehr ich oft die Stärksten in einer Gruppe bewundert habe, die mit dem meisten Ein-fluss, die Lautesten, die Schnellsten. Das ging mir nicht nur in der Schule so, auch als Erwachsene passiert mir das noch manchmal.
Ich frage unsere Expertinnen nach ihren Erfahrungen mit den "Wortführern".
Sie beobachten, dass derjenige, der sich Dinge traut, die sich andere nicht trauen, natürlich bewundert wird, sogar von den Kindern, die unter ihm leiden. Man bewundert diese Stärke. Als hilfreich erleben die Schulleiterinnen besondere Projekte, die sie in ihren Schulen anbieten – zum Beispiel ein Streitschlichter-Modell, bei dem die Kinder lernen, fair zu streiten oder auch das Modell "Gewaltfreie Kommunikation". "Letztlich ist es ja ein Lernprozess für denjenigen, der austeilt. Er muss merken, das er damit jemanden verletzt, und dass ist nicht gut. Und er spürt: Ich möchte auch nicht, dass es mir getan wird. Aber das ist natürlich nichts, was sich nach einem Gespräch ändert und manchmal auch nicht in den vier Jahren Grundschule“, meint Petra Gebelein.
Auch Sonja Romahn betont die Wichtigkeit von Projekten wie "Starke Klassen" und verschiedene Streitschlichter-Modelle.
"Es ist das Wichtigste, von Anfang an das soziale Miteinander so zu gestalten, dass es für alle gut ist. Alle in der Schule versuchen das vorzuleben und damit Vorbilder zu sein."
Und die Eltern, welche Rolle spielen sie?
Petra Gebelein schmunzelt: "Die Eltern bleiben natürlich immer wichtig, die Lehrerin wird neben den Eltern ein neues wichtiges Vorbild und erhält in manchen Bereichen mehr Vertrauen als diese."