Maria Grunwald, Journalistin und Medientrainerin für die Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, besuchte mit Stipendiaten den Sonntagsgottesdienst in St. Severin und schildert ihre Eindrücke.
Der Friedensgruß sagt für mich viel über eine Gemeinde und über die Messfeier aus. Da gibt es die Gemeinden, in denen im Stillen für den Frieden gebetet wird – jeder für sich allein. Und da gibt es die Gemeinden, in denen sich jeder zum Nachbarn umdreht, der Priester den Altarraum verlässt, um Hände zu schütteln, kurz zu lächeln, den Frieden zu wünschen. Verwirrung, Zögern (Wem gebe ich zuerst die Hand? Gilt die Bank hinter mir auch noch?), scheue Blicke, verhaltenes Lachen, Gemurmel – eine kurze Unterbrechung der Messe ist dabei garantiert. All das macht die Messe und die Gemeinde für mich weniger perfekt, weniger routiniert, dafür menschlich und offen.
In Sankt Severin wird so eine Messe gefeiert, zumindest als ich mit meiner Gruppe junger Stipendiaten der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung an einem Sonntag im März zu Besuch war. Wir stammen alle aus unterschiedlichen Städten und haben uns in Köln zehn Tage lang mit dem Thema "Kirche und Moderne" journalistisch auseinander gesetzt.
Begriffe wie Glaubenskrise, Kirchenaustritte, starre Regeln, verkrustete Strukturen begegneten uns dabei immer wieder.
Bei unserem Messbesuch in Sankt Severin haben wir volle Kirchenbänke, einen parallel verlaufenden Kindergottesdienst in der Krypta und einen aufgeschlossenen Priester Johannes Krautkrämer erlebt, der uns herzlich willkommen hieß. Meine Gruppe konnte die Messe medial begleiten, denn am Ende unseres Journalismuskurses zum Thema "Kirche" sollte eine Radio-, eine TV-Sendung und ein gedrucktes Magazin unter dem Titel "Kaum zu glauben" stehen. Hierfür brauchten wir Bildmaterial.