Liebe Leserin, lieber Leser,

Massive Steigerung der Kirchenaustritte – diese Nachricht passte zu der Absicht der Redaktion, im nächsten Pfarrbrief der Frage nachzugehen, was Menschen bewegt, die Kirche zu verlassen, was die Motive für eine neuerliche Annäherung, einen Wiedereintritt sind oder für den Entschluss, sich als Erwachsener taufen zu lassen. Nicht zu vergessen natürlich die Frage, was Menschen an "ihrer" Kirche lieben, warum sie sich trotz vielfältiger Kritik an Strukturen und Amtsträgern entscheiden, nicht nur in dieser Gemeinschaft zu bleiben, sondern sich auch aktiv zu engagieren.

Der Titel "Wollt auch ihr gehen ...?" – ein Zitat aus dem Johannesevangelium (Kapitel 6, Vers 67) will mit einer grundsätzlichen Frage konfrontieren: Was heißt hier "gehen"? Bedeutet das Gehen, sich vom Glauben an Gott und sein Wirken in der Welt, damit auch von der Beheimatung in der Gemeinschaft zu verabschieden? Oder bedeutet es ausschließlich das Verlassen einer Organisation, einer Struktur? Nach aller Erfahrung spielen bei einer großen Zahl von Kirchenaustritten finanzielle Motive eine Rolle. Oft ist es der konsequente Schritt, eine Verbindung zu kappen, die nicht mehr lebendig war: "Warum soll ich mit meinem Geld einen Verein unterstützen, mit dem mich nichts mehr verbindet?" Aber es geht auch um persönliche Erfahrungen der Ausgrenzung – etwa bei der Wiederverheiratung Geschiedener – die zu Austritt führen.

Bei den Gesprächen mit Menschen über die Frage des Kirchenaustrittes hat uns die intensive Zurückhaltung überrascht. "Nein, dazu möchte ich mich nicht öffentlich äußern, auch nicht anonym." Das gibt uns zu denken, und deshalb haben wir uns um so mehr gefreut über alle, die uns Rede und Antwort gestanden haben – nicht nur zu dieser Frage. Gefreut haben wir uns auch über Berichte von Menschen, die ganz neu oder erneut den Weg zur katholischen Glaubensgemeinschaft gefunden haben.

 

Wie immer ist uns die Resonanz aus unserer Leserschaft willkommen. Einige Leserinnen und Leser haben bereits die neue Kommentarfunktion auf der Homepage von St. Severin dazu genutzt, ihre Meinung zum Pfarrbrief zu äußern.

 

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und einen schönen Sommer

  

Ihre Pfarrbriefredaktion