Da habe ich mir mal wieder eine tolle Aufgabe angelacht, dachte ich nach meiner Zusage, eine Zeit im Besucherservice zu übernehmend. Ich weiß ja noch gar nicht so viel über unsere Kirche St. Severin. Ich lerne sie gerade selbst erst besser kennen. Was soll ich den Besuchern erzählen? Werde ich ihre Fragen beantworten können? Und dann bin ich beim ersten Mal direkt für drei Stunden eingeteilt. Was mache ich drei Stunden in der Kirche?
Und dann ist plötzlich alles anders als erwartet: Es macht Freude, mit den Besuchern die Begeisterung über den renovierten hellen freundlichen Kirchenraum zu teilen. Es ergeben sich ganz leicht Gespräche über Gott und die Welt. Manche Menschen sind sehr offen und erzählen ihre ganz persönliche Geschichte mit der Kirche, mit ihrem Glauben und manchmal auch ihren Zweifeln. In meiner Hand liegt es, wie weit ich mich darauf einlasse.
Die kurzen Gesprächspausen nutze ich, um selbst den Kirchenraum für mich neu zu entdecken, das Lichtspiel mit der wandernden Sonneneinstrahlung zu beobachten und die Ruhe zu genießen; eine kleine Auszeit vom lärmenden Alltag. Die drei Stunden sind schneller um als ich dachte.
An einem Samstagmorgen sind viele Kinder mit ihren Eltern in der Kirche. Ein kleines Mädchen singt, während sie mit ihrem Vater durch die Kirche wandert, immer wieder: "Stern über Bethlehem …". Eine Mutter erzählt mir, sie sei nur ihrer kleinen Tochter zuliebe gekommen. Eigentlich sei sie Atheistin.
Mein Fazit aus den bisherigen Erfahrungen: Es ist gut und wichtig die Kirche offen zu halten, als Ort des Rückzugs, der Stille und der Begegnung mit Gott und den Menschen hier vor Ort. Ich werde mich hin und wieder zu einem Dienst einteilen lassen. Martina T.
Stefanie Manderscheid:
Als ich vor 25 Jahren einmal in Venedig war, kam beim Besuch einer Kirche ein alter Priester auf mich zu, zeigte mir die Kirche und gab mir das Gefühl, willkommen zu sein. Seither war ich in vielen Kirchen, aber die Begegnung mit dem freundlichen Priester habe ich nie vergessen. Daran dachte ich, als ich mich für den Besucherservice in Sankt Severin beworben habe: Es ist schön, willkommen zu sein!
Nun verbringe ich einige Stunden in der Woche in der wunderbar renovierten Kirche.
Ich hatte schon viele Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen: mit Älteren, die von ihren Erinnerungen erzählen, mit Kindern, die alle Details neugierig bestaunen, mit Menschen, die Kummer haben, die trauern. Begegnungen auch mit Menschen, die einen Teil ihrer Mittagspause in Sankt Severin verbringen, um einfach ein bisschen Ruhe zu haben, mit Betenden natürlich, mit Besuchern, denen es vor allem um die Kunstgeschichte geht und mit vielen anderen … Ich hoffe, ich kann dazu beitragen, dass unsere Besucher sich in Sankt Severin willkommen fühlen und sich gern erinnern!
Mona Wilsmann:
Schon seit den ersten Tagen meiner Mitarbeit im Besucherservice in St. Severin ist mir der Moment, wenn der Besucher den Kirchenraum betritt, nahe gegangen. Dieser Augenblick hat eine große Bedeutung und ist für mich eine Möglichkeit, mit jedem Einzelnen durch einen Blick, ein Nicken oder ein kurzes Lächeln in Beziehung zu treten. Ich möchte für den Besucher präsent sein und ihm signalisieren, dass ich ihn persönlich sehe und willkommen heiße, wenn er oder sie die Kirche betritt.
Ich hatte bereits viele angeregte Gespräche, deren Inhalte von Kunst über die Kirchengeschichte bis hin zu sehr persönlichen Themen reichten. Doch auch in "Nicht-Gesprächen", wie durch einen Blick von wenigen Sekunden oder die Körpergestik, kam es für mich bereits zu vielen zwischenmenschlichen Kontakten, die mich berührten und in mir nachklangen.
Solch zwischenmenschliche Zusammentreffen bringen mich dem Glauben näher, und es ist schön zu sehen, was dieser Ort Kirche für Potentiale in sich trägt. Für mich ist er Begegnungsstätte, ein Raum der Ruhe und Achtsamkeit. Die Kirche ist ein wichtiger Ort, um die eigenen Gedanken und Emotionen sortieren und kanalisieren zu können. Das Anzünden einer Kerze hat für mich enorm an Bedeutung gewonnen. Dafür bin ich sehr dankbar.