In welchen Situationen Pastor Johannes Quirl als Seelsorger Zuversicht vermitteln kann und aus welchen Quellen er selbst Zuversicht schöpft, über diese Fragen spricht er mit Ingrid Rasch von der Pfarrbriefredaktion.
"Es gibt Situationen, in denen es schwer ist, Zuversicht zu vermitteln, und manchmal geht das gar nicht" – so beschreibt er die Erfahrungen in den langen Jahren seiner seelsorglichen Tätigkeit. Er spricht von Schicksalsschlägen und traumatischen Erfahrungen, in denen es gilt, einfach an der Seite der Betroffenen zu sein, standzuhalten und mit auszuhalten. "Da gibt es nichts schönzureden." Aber gerade aus dieser Begleitung in Situationen von Hoffnungs- und Ausweglosigkeit – sei es schwere Krankheit, Demenz oder Sterben und Tod – kann eine neue und andere Art von Zuversicht entstehen.
Auch die Bibel kennt und nennt Situationen, in denen es keinen Aspekt der Zuversicht gibt – so endet Psalm 88 zum Beispiel: "Meine Freunde und Nächsten hast du mir entfernt, und mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis."
Zuversicht bei der Bewältigung von Tod und Abschied entsteht nach seiner Erfahrung nicht selten bei intensiven Begegnungen im Trauergespräch oder einer einfühlsam gestalteten Beerdigungsfeier.
Als seelsorgliche Aufgabe sieht er grundsätzlich, Räume und Gelegenheiten zu schaffen, aus denen Menschen zuversichtlicher weggehen als sie gekommen sind. Die Gemeindewallfahrt etwa war für ihn wieder eine solche Quelle der Zuversicht: Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen, Gottesdienste und Impulse, Gespräche in wechselnden Konstellationen und Zeiten, ganz bei sich zu sein.
Gefragt danach, wo er für sich selbst Zuversicht findet, nennt er als erstes die biblischen Texte des Alten und Neuen Testamentes. "Fürchte dich nicht" liest er da oder "Stärkt die erschlafften Hände, festigt die wankenden Knie." Die Texte enthalten nach seiner Einschätzung viele stärkende Quellen, die freigelegt werden wollen. "Ich meditiere jeden Tag einen Psalm, und immer wieder fällt mir Neues auf, weil sich ja auch meine Lebenssituation immer wieder verändert."
Eine weitere Quelle für seine eigene zuversichtliche Haltung ist es, wenn Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen gelingen. Oder wenn er selbst wahrnimmt oder rückgemeldet bekommt, dass sorgsam vorbereitete Gottesdienste, Impulse wie beim Glaubensgespräch 60+ oder aufmerksames Zuhören Menschen erreicht, anspricht und hilft.
Nicht zuletzt stimmt es ihn zuversichtlich, dass trotz Corona, trotz Glaubens- und Kirchenkrise und steigender Austrittszahlen immer wieder Neues entsteht. Beispielhaft nennt er hier die ökumenische Tafel-Ausgabe und das Nachtcafé.
"Und es erfüllt mich mit Zuversicht und Freude, dass die ehrenamtlichen Caritas-Aktiven in unserer Gemeinde ein waches Auge und Ohr für Sorgen und Nöte der Menschen haben. Damit lassen sie das Leitwort unseres Pastoralkonzeptes lebendig werden: 'Als Glaubende den Menschen im Veedel nahe sein'." Es liegt ihm am Herzen, dass diese Nähe und die kurzen Wege zu den Menschen auch in zukünftigen großräumigen Seelsorge-Einheiten erhalten bleiben.