Alex M., Mario G. und Niklas S. – alle engagiert im Besucherservice* der Severinskirche – sprechen mit Marianne Ricking und Stefanie Manderscheid über ihre persönlichen Einstellungen zur Zuversicht und über ihre Erfahrungen mit den Menschen, denen sie im Besucherservice begegnen.
Die drei Männer wirken auf den ersten Blick ganz unterschiedlich, sie haben verschiedene Lebenswege: Alex hat lange als Kundenberater gearbeitet und studiert jetzt Jura, Mario ist Business Analyst und Niklas hat Germanistik, Geschichte und Bibliothekswissenschaften studiert. Sie haben aber auch Einiges gemeinsam: Sie sind alle drei in den Dreißigern, sie engagieren sich beim Besucherservice in der Severinskirche, sie fühlen sich mit der Gemeinde verbunden, und sie strahlen Zuversicht aus.
Marianne Ricking und ich haben die drei Männer zu einem Gespräch getroffen.
"Et hätt noch immer jot jejange! Rheinländer sind ja grundsätzlich zuversichtlich!" meint Alex augenzwinkernd zu Beginn. Alle schmunzeln, die kölschen Weisheiten scheinen immer zu passen. Dann fährt Alex fort: "Ernsthaft jetzt! Für mich speist sich die Zuversicht aus dem gemeinsamen Tun. Ich finde es schön und sinnvoll, wenn Menschen gemeinsam versuchen, etwas zu bewirken. Wenn ich nach meinem Dienst beim Besucherservice abgelöst werde und sehe, da kommt der Mario, der engagiert sich auch, dann freut mich das sehr. Das gibt mir Zuversicht."
Mario erzählt von seinen Erfahrungen im Besucherservice: "Es kommen ja sehr unterschiedliche Besucherinnen und Besucher: Touristen, Menschen, die in der Stille beten wollen, Trauernde, Obdachlose. Manchmal kommen wir ins Gespräch miteinander, so entsteht eine Gemeinschaft. Für mich ist das – wie auch Versöhnung, Frieden – eine wichtige Voraussetzung für Zuversicht." Niklas stellt sich die Zuversicht als Funke vor, der von ihm auf die Besucher überspringt und auch wieder zurück. Er präzisiert: "Ich kann Zuversicht natürlich niemandem aufzwingen."
Wir kommen auf die aktuelle Situation der Kirche, besonders im Bistum Köln zu sprechen. Mario meint dazu: "Es war ja historisch gesehen schon mal schlimmer mit der Kirche; eigentlich ist es, wenn auch manchmal langsam, immer besser geworden. Wir heißen ja bei uns alle willkommen, niemand muss sich ausgeschlossen fühlen." Alex betont, wie wichtig es ist, aktiv etwas für eine zuversichtliche Zukunft der Kirche zu tun. "Man kann natürlich da sitzen und sagen, es wird doch eh alles viel schlechter, aber das hilft doch überhaupt nichts. Oder die Hände in den Schoß legen und sagen, ja, es wird schon irgendwie werden. Man muss sich aktiv einbringen, das war mir schon immer wichtig, auch aktiv etwas zurückzugeben." Niklas findet, dass gerade auch angesichts der aktuellen Situation in der Kirche, eine gewisse Frustrationstoleranz nottut. "Die Welt ist nicht schwarz und auch nicht weiß, sie ist oft grau. Das müssen wir akzeptieren. In dem Zusammenhang denke ich oft an das jüdische Sprichwort: 'Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt!'"
Können wir angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Krisen überhaupt zuversichtlich bleiben? Das fragen wir die drei Männer am Ende unseres Gesprächs. Mario stellt angesichts des Flüchtlingselends die Frage: "Wen trifft die Klimakrise zuallererst? Doch nicht die reichen Europäer, wir werden die Folgen des Klimawandels bewältigen können. Es trifft die Armen. Wir müssen uns gemeinsam mutig für die Flüchtlinge einsetzen." Alex hebt hervor, dass ja nicht alles schlechter geworden ist. "Es geht ja nicht mehr vor allem darum, dass es die kommenden Generationen finanziell besser haben sollen. Heute geht es mehr um Work-Life-Balance, und darüber denken ja auch viele Firmen nach. Und viele Leute, vor allem die Jüngeren sind doch sehr engagiert, was die Umwelt angeht. Gemeinsam und nur gemeinsam können wir das schaffen."
Für Niklas ist sein Glaube eine wichtige Quelle der Inspiration: "Auf meinen eigenen Lebensweg bezogen, gibt es eine Zuversicht im Glauben, jenseits aller Krisen. Das muss ich mir immer wieder bewusst machen."